Donnerstag, 30. August 2007

Menschen gebären Kinder und benennen sie nach Steinen. Ganzen Städten sogar. Tja. Stein verwest nicht. Lässt sich schleifen und schön mit sich herumtragen. Am Finger, um den Hals, an den Ohren. Ach. Was weiß ich wo. Und Städte. Die überdauern.

An freien Tagen mache ich mir das Vergnügen und gehe in aller Herrgottsfrühe zum Fluss. Das ist der Weg zur Arbeit. Aber ich mache den Spaß und gehe nicht weiter, nur bis hin zum Ufer. Dort stehe ich und schaue, wie die anderen hetzen, bis dann der Uferplatz ganz leer geworden ist. Das ist ein Gefühl. Möwen, Fließen, die im Rücken Kraft gewinnende Sonne, der Nachtgeruch, der in den Tag noch hineinhängt.

Dann muss ich mich sammeln. Heute ist das von mir gesetzte Datum. Ich muss an die Arbeit. Schreiben. Denken. Fädeln und , ja , was eigentlich

Ein Stück zugeschickt bekommen. Darüber möchte ich mir auf Bitte hin eine Meinung bilden, sie kundtun. Ich schreibe keine Stücke, bedeutet, ich betrachte sie ganz anders. Darüber bin ich noch im Unklaren.

Ist Zeit eigentlich die Maßeinheit des Lebens?

Jetzt auf!

Zurück. Den zweiten Tee aus der Kinderkopf großen Tasse. Sizilianische Kekse. Musik.

Irgendwoher Lustgeräusche. Müssen die denn nicht arbeiten?

Draußen eine Frau, sie habe ihr Fahrrad vergessen, ruft sie über die Straße, und sei nun auf der Suche. Sie müsse zur Arbeit. Suche schon überall. Die Stadt ist groß, denke ich. Und sie erwähnt eine Freundin. Ich kenne beide nicht und muss lächeln. Auch weil die Sonne scheint und es so knisterkalt ist. Mein Rad steht seit Monaten schon angeschlossen im Regen.

Gomorrha. Das meist gefragte Buch im Moment, bei Erscheinen schon Bindequote. Neudruck. Als würden die Leute immer erst durch Schüsse wachgerüttelt werden.

Wegen der Kekse komme ich jetzt darauf.

Neben Phantom- und Fahndungsfotos ist die Stadt mit Suchanzeigen verloren gegangener Haustiere beklebt. So ist alles Suchen. Warten bis einer anruft und sagt: Hallo, da bin ich. Das Witzigste. Hier in der Straße prangt die Suchanzeige: Katze verschwunden. Dann ein hübsches Foto. Schwarz, weiße Brust. Beschreibung: zutraulich. Drei Straßen weiter hängt dann ein Schild in Folie; betitelt: Katze zugelaufen.

Ja guckt denn keiner mehr ?

Man könnte anfangen, Such- und Gefundenanzeigen zu sammeln. Nicht lange und man hat ein Gesellschaftsspiel. Was gehört wozu. Von 9 – 99.

Dienstag, 28. August 2007

“Denken geht schneller und schneller. Fühlen nicht. Fühlen läßt uns festhängen, wo sich das Denken längst losgerissen hat und weiterzieht.“

Angela Krauß -Gesamtliebe und Einzelliebe-

Fühle mich kommen und weiß mich schon längst wieder gehen.

Das ist einige Zeit her, dass ich das schrieb. Jetzt betrachte ich das anders, aus anderer Perspektive, aus Sicht einer neu dazu gewonnenen Idee. Ist es nicht das, was die Krauß direkt zu sagen versteht? In den verschiedensten Poetikvorlesungen, die ich lese und gelesen habe, treffe ich immer erst auf den letzten Seiten auf Aussagekraft. Das ist anmaßend, dass ich das sage. Bedarf es denn dieser räumlichen Größe, auf den Punkt zu kommen? Vielleicht ja. Bin unstudiert. Verstehe es wohl nicht. Womöglich deswegen habe ich das Studium kurz vor Schluss abgebrochen, habe einfach nicht standgehalten bis zum Punkt. Da ist wieder das ganze Lineare. Jede Gerade eine Ansammlung unzähliger Punkte. Ja woher soll man wissen, auf welchen Punkt der jeweilige zu stoßen hat, um sein Interesse angesprochen zu fühlen.

Wundere mich selbst. Muss ausdauernder sein, dann gerate auch ich in Punktnähe. Nehme ich an.

War mit geschnittenem Haar. Und wie offensichtlich alles Scheinbare ist. Sagt doch eine, die mich nur so kennt, sagt sie: Na, sie sind Heut wohl als Mädchen?


Sonntag, 26. August 2007

Sonntag.

Heute. Töpfer- und Keramikmarkt. 18 Euro habe ich für eine Tasse ausgegeben. Ein Unikat. Ein Kunstwerk. Kann man auch sagen. Die ist größer als meine bisherigen, und deswegen habe ich sie gekauft. Grün und blau Innen. Außen schlicht. Die könnte man umgestülpt einem Kinderkopf aufsetzen. So groß. Und jetzt sitze ich hier und trinke Tee, meinen dritten an diesem Tag, den ersten für die Tasse. Premiere. Ich habe keine Musik dazu gespielt.

Überlese, was ich schreibe und lasse mich von dem Gefühl überkommen, mich meiner anzunähern. Meiner Selbst näher, nah zu kommen. Dem Schreiben. Einem Inhalt.

Teetasse.

Denke an Berlin. Die Tassen waren eine Schlucht. Schlank und tief. Dazu die lautbaren Abgründe, die sich auftaten. Oder eben nicht. Der Apfelkuchen, der noch stand, als ich schon ging. Und unterwegs. Immer unter Tage. Weil alle Städte untergraben sind. Nur dazwischen pendelt man oberhalb, durch Landschaften. Aber die ziehen auch nur vorbei, oder man selbst. Wenn man den Blick daran haftet, verliert der sich irgendwo. Man weiß dann gar nicht wohin, in diesem Verlustzustand. Also sucht man die Zugtoilette auf und guckt zu, wenn man die Spülung betätigt. TSCHRK! Weg.

Wenn alles so gewaltsam einfach wäre.

Von Morgenblättern war die Rede. Das habe ich versucht. Gelang mir nur an freien Tagen, und drauf stand nichts als, geschwollene Augen, Kastanie im Hof ohne Blätter, als greife der Herbst dem Sommer voraus. Habe mich also für Tageblätter entschieden. Benannte es auch. Tagesabschnittsgedanken. Ja. Das gefällt mir. Da ist Rhythmus drin. Und das funktioniert auch an nicht freien Tagen.

Kein Zugzwang.

Vorher, Gestern. Der und Die. Menschen, die einem begegnen im Leben. Die einen dazu bringen, nachzudenken, über andere, über sich selbst. Weil man immer im anderen auch sich sieht, und im anderen über sich denkt. Das ist Egoismus, oder?

In diesem Gegenverhalten. Agieren, Reagieren. Geht es denn sonst noch?

Auch über Umwege erlangt man das Ziel. Nur das mir die Umwege zu ausdauernd sind. Was, wenn ich sofort und gleich möchte. Ziellauf. Einmarsch. Übe dich in Geduld, Kind. Ach, was ist das alles langweilig. Ich weiß nicht, ob Geduld wahrlich eine Tugend ist, oder das ganze Spektakel nicht nur eine Ausrede, um die Angst vor dem Ziel auszuschmücken. In der Ruhe liegt die Kraft. Da stehe ich mal eben auf und frage in die Runde, welche Windstärken ein ruhiger Orkan mit sich bringt, wie viel Energie ein aufgeladener, ein wild wütender Wirbelsturm? Ist denn da die Ruhe Kraft? Paradoxe. Ein tosendes Meer ist doch kraftstrotzender als diese ruhig daliegende Brühe. Die bis an den Horizont heranreicht und den Betrachter ins Schwärmen bringt. Brach liegt.

Windräder drehen sich, Turbinen treiben Kreise, und diese Gewalt, diese Unruhen bringen die Kraft auf, ganze Großstädte zu erleuchten.

Da soll doch einer mal die Ruhe ausrufen. Ausrufen wie einen Notstand.

Bin gespannt auf die ganze Tugend, und die Umstände, die sie hervorrufen wird.

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Kriechen von einem Körper in den anderen. Das beginnt mit der Geburt. Und wissen manchmal nicht, was uns geschieht, wenn einer in uns kriecht. Ob er wirklich etwas sucht oder sich nur kurz wohl fühlen möchte. In uns. Aber dem scheinen wir ausgeliefert zu sein, diesem Kriechen, dieser wohligen Wärme. Da treibt man sich doch gern. Aber auf ewig? Und so weiter?

Von mir am meisten vernachlässigt, sind meine Haare. Waschen. Das ist alles. Der Rest geschieht von allein. Trocknen. Es hat bisher noch keiner gewagt, mir einen Kamm zu schenken. Gerade habe ich sie geschnitten. Die Haare. Das geht nach Fingermaß. Gefühl. Ich habe Tatsache Gefühl in den Fingern. Das wundert mich nicht. Deswegen muss ich immer und über alles mit den Fingern streichen. Wie ein Kleinkind. Zum Glück habe ich das Gefühl nicht mehr in den Lippen.

Samstag, 25. August 2007

Da gab es eine, auch mit der saß ich am Fluss. Im Gras, am Ufer. Wir tranken Wein und beobachteten die andere Seite. Die ist immer die Schönere. Viel geraucht. Wein. Gras. Die Brandung. Und immer die Schiffe aus den Niederlanden. Das ist ein Wiederkehrendes.

Diese eine war ganz anders, und ich stellte mich selbst in Frage. Begab mich in Frage- und Antwortposition. Nachts, das Scheinwerferlicht meiner Schreibtischlampe auf mich gerichtet. All diese durchsoffenen Nächte voller Lügen. Viel erschreckender die Tagesanbrüche. Jeder Tag immer nur zur Hälfte angebrochen. Und dann kehrte sie die ganze Wahrheit aus. Ich vermied den Fluss lange Zeit. So viel Fremdkörpernähe.

Die andere lebte mit einem zusammen, den kannte ich auch. Der ist dann gestorben. Aber erst einige Zeit danach. Die war mir körperlich ähnlich, aber immer mehr Frau. Sie wollte und konnte sich nicht entscheiden, oder besser, sie war entschieden. Für beides. Eine Weile ging das gut. Nächte, Tage, Vormittage, Abende. Zeitmanagement. Da werden Bücher drüber geschrieben. Und gelesen. Als gäbe es keine Taschenkalender. Mit der Zeit hatte ich mich nie sonderlich intensiv beschäftigt. Sie war existent. Aber vieles nebenher existiert ohne Bedarf an meiner Aufmerksamkeit.

Chamäleon. Sie hatte etwas mit dem Liebbaren gleich. Sie meinte, ich sei ein Chamäleon. Allerorts getarnt, selbst in der Liebe apart, dezent. Übersehbar. Und ich fragte, ob das denn nicht ihrem Beuteschema entspreche. Darauf wusste sie keine Antwort. Jedenfalls sind Eidechsen herben Umweltaus/ein/flüssen ausgesetzt. Angepasst. Tarnung ist schließlich auch nur eine Überlebensstrategie.

Da füttere ich doch lieber Tauben im Park.


Einer sagte mir, ich sei nicht liebbar. Was sollte ich machen, ihn vom Gegenteil überzeugen?

Oder einfach davon, dass es das Wort gar nicht gibt. Liebbar. Liebensunwürdig. Der Liebe nicht würdig. Aber hätte er das gesagt, er hätte gegen d a s Grundgesetz verstoßen. Ob ihm das bewusst war, und er sich deswegen ausflüchtete? Aber das traute ich ihm dann doch nicht zu. Und, fragte ich, soll ich deswegen jetzt gehen? Jetzt nicht. Ich ging, als er noch schlief.

Während der Arbeit schenkte mir einer einen Gedichtband. Für sie, sagte der. Und ich nichts. Stand nur da und wusste nicht, weshalb. Er zur Tür und ich hinterher, rief, ich würde lesen, und dann würden wir sprechen. Er lächelte. Ging. Habe bis heute noch nicht darüber gesprochen. Das Gedicht auf Seite 58 liebe ich, aber auch das könnte ich dem nicht sagen.

Der älteste Knochen der Stadt lud mich ein, und bei der teuersten Pilzsuppe, die ich je gegessen habe, hat er mir sein leeres und altersschwaches Herz eröffnet. Er sei verheiratet aber seit 30 Jahren einsam. Sie lebten nur nebeneinander. Tag. Nacht. Für die ganzen elenden Jahre schon. Ich traute mich gar nicht. Hatte Angst, die teuere Suppe kalt werden zu lassen. Er sei verheiratet. Ist er es? Oder nicht? Dass die Menschen Tatsachen mit Fiktionen so gern verfeinern. 30 Jahre. Mein ganzes Leben, ein wenig sogar darüber hinaus. Immerhin, der älteste Knochen hat demnach viele Jahre anders verbracht. Was soll ich sagen? Ich meinte, er solle die Suppe nicht kalt werden lassen. Da hat er sich den Mund verbrannt. Greisenlippen, die ein so altes, dunkles Loch verborgen halten.

Mit einem saß ich am Fluss. Da wusste ich noch nicht, welche Bedeutung der Fluss für mich noch haben würde. Der war ganz genau. Wie ein Lineal. In Millimetern, Zentimetern ablesbar. Mit dem hätte ich die Welt vermessen können. Aber Spaß? Der hat jetzt bestimmt eine Liebenswürdige. Wenn man da das i vergisst. Lebenswürdige.

Bin das absehbare Ende des Stammbaums. Irgendwann bricht immer ein Ast. Bricht und stürzt zu Boden, wurzelt vielleicht. Treibt neue Triebe. Neuanfang! Mit absehbarem Ende. Treibe mich nicht weiter.

Donnerstag, 23. August 2007

Fünf von sechs Kindern habe ich geliebt, das siebente mit dem Besen über die Schwelle getrieben. Und dann abgeschlossen, weil sonst der Wind alles wieder herein getragen hätte. Ich habe Himmel und Erde befragt, mich zwischen sie gepresst und die Luft angehalten. So war das, aber einen Sinn darin habe ich nicht gefunden. In allem, was du tust, findest du einen Sinn, hat sie gesagt. Aber ich habe keinen gefunden und dafür sogar ein Kind aus dem Haus gejagt. Nur ausprobieren, musst du es, meinte sie, und manchmal eben auch eine Grenze überschreiten, dort, wo du aus der Geradlinigkeit ausbrichst, wird sie sich wieder einstellen. Rückblickend alles mit Ecken und Kanten, aber in Linien. Geometrie des Lebens, nannte sie das. Und ich habe nicht gesagt, dass alles Lineare ins Unendliche driftet. Ohne überhaupt Raum zu lassen.

Gott habe ich nie in Frage gestellt. Bin gänzlich ohne Bezug zu ihm aufgewachsen. Und da weint noch einer über die Gottlosigkeit, der mich meine Eltern ausgesetzt haben. Dabei bin ich doch dadurch erst in der Lage, nackt in einen Schrank größter Auswahl zu greifen. Unangetastet befühlen, was anderen in die Wiege gelegt wird. Und vielleicht nähe ich mir ein Fetzenkleid. Das dient dann auch zur Tarnung in dem ganzen Unterwassergewirr.

Denn. Nackt friert man ja doch.

Die Tendenz, alles womit ich mich beschäftige erst einmal in Frage zu stellen, diese Tendenz prägt sich mehr und mehr aus. Ich komme kaum zu Entscheidungen in der vorgegebenen Zeit. Das ist, wie einer Einladung nachgehen und vor dem Anklopfen erst einmal hinterfragen, woraus die Tür wohl gemacht ist, was sich dahinter und vor allem, weshalb sich etwas dahinter verbirgt. Wobei das Verbergen bricht, sobald man die Tür öffnet. Allein die Holzart bedarf seiner Zeit, die Feststellung derer. Und dann ist man über die Einladung längst hinaus.

Tendenzen. Ten Dancen. Des Lebens.

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Mittwoch, 22. August 2007

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Nur so viel Information, wie für die Ausführung eines Befehls notwendig ist. Das ist ein militärisches Kommunikationsprinzip. Ist ebenso ein prinzipieller Sprachgebrauch in Familien.

„Deck den Tisch!“ das ist eine Anordnung, der Folge zu leisten ist. „Liebe deine Mutter, deinen Vater.“ Als würde Liebe kein Hintergrundwissen verlangen. Wer sind denn Vater, Mutter, dass die Liebe gerechtfertig ist? „Deine Eltern lieben dich.“ Ausreichend. So hinnehmen. Weil es so ist. Und das allein ist Grund genug zur Gegenliebe. Erwiderung des Gleichen. Auch wenn man von dem keine Ahnung hat. Erwiderung bedeutet sowohl Antwort als auch Abwehr. Aber das ist nicht befehlausführungsnotwendig.

Da wird einem der Ton anerzogen. Und die Unfähigkeit der eigenen Sprache. Es reift ja nichts aus. Das ist wie grüne Kirschen essen.

Dann bleibt nur das eigene Leben lang Zeit, das Unvermögen nachzuholen. Und wie schwierig das ist, aus einem Ja oder Nein einen ganzen Satz zu formulieren. Das Innere nach Außen zu kehren.




Dienstag, 21. August 2007

“Wer bald erkennt, daß wir immer etwas anderes meinen, als wir sagen, immer etwas anderes fühlen, als wir zu formulieren vermögen, daß wir uns in diesen Notlügen verfangen, die Folgen nicht absehen können, jedoch gewärtigen müssen, daß wir uns sehenden Auges immer tiefer verstricken in unserem selbstgeknüpften Netz aus Ungenauigkeiten, Irrtümern, Falschdarstellungen, das nach außen als unser Ich gelten muß; wer diese unausweichliche Misere früh erkennt, der muß nach Rettung Ausschau halten.

Was wirklich ist in uns, bleibt unsagbar.

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Im Schwiegen ist das Ganze noch ein Ganzes. Vollkommen und unverletzt. Und gleichzeitig droht es, für immer verlorenzugehen.

Unerträglich wird das Schweigen nur durch unsere Angst vor dem Verlust der Vollkommenheit, die wir in ihm fühlen“

Angela Krauß -Die Gesamtliebe und die Einzelliebe-

Da sitze ich noch und schweige weit über den Horizont hinaus. Alles Sagbare ist Schweigen. Phrasen. Ohrendreschen. Und wann habe ich eigentlich damit begonnen? Dazu diese Fluchtworte. Eigentlich. Irgendwann. Allerorts. Wann. Dann. Und. Vielleicht. Ach.

Wenn das alles ist, was ich zu sagen habe …

Was passiert.

Was bleibt.

Wird.

Wie Ziel gerichtet. Und wie ausliefernd.

Netz aus Ungenauigkeiten. Das ist doch Selbstempfinden.

Immer. Immer. Immer. Woher diese Bestimmtheit. Da kommt mir Verteidigung in den Sinn. Aber verteidigen möchte ich mich gar nicht. Allerdings fühlt man doch den eigenen Intellekt, die eigene Formulierungsfähigkeit untergraben. Man braucht nicht alles hinnehmen. Nur weil es andere gesagt/geschrieben haben. Woher möchte denn ein Anderer wissen, inwieweit ich meiner fähig bin. Wird hier dem Menschen oder der Sprache, den Worten nicht getraut? Zugetraut, das Eigentliche sagbar zu machen. Formulieren.

Ich lehne mich weit aus den Fenstern. Das habe ich früh gelernt. Der Kater starb, weil er sich im Fensterspalt einklemmte. Das sah ich. Da war nur ich. Und das Sterben des Katers. Meines Katers. Ein Wegbegleiter. Da muss man die Augen gesehen haben. Beim Sterben, meine ich. Und ich weiß nicht, ob gerade in solchen Momenten das Eigentliche zur Sprache kommt. Wie man so flüstert, weil man sicher sein kann, es wird noch gehört doch nicht mehr weiter getragen. Da waren Kinderzeiten. Da waren Worte noch keine Schwergewichte.

Sonntag, 19. August 2007

ich habe einen grundriss in mir erkannt. einen riss im eigenen grund und boden.


Und das ist vielleicht mehr, als ich bewältigen kann. Bewältigen, das ist auch immer eine Übermacht. Obsiegen.

Samstag, 18. August 2007

Ist das, was ich bin etwas anderes, als das, was ich schreibe?

Ich habe immer Angst vor Definitionen. Das ist so festlegend. Das ist ein nicht zu lösender Anker. Vielleicht auf offener See, oder kurz vor der Brandung, ganz ufernah. Aber heran reichen, wirst du dennoch nicht. Einfach weil du auf diesen einen Fleck definiert worden bist. Nur dorthin, keinen Meter, Zentimeter, nicht einen Millimeter weiter. Links. Rechts. Oder sonst wohin.

Und alles Treibende bleibt unbestimmt. Herkunft, Geschlecht, Dasein, Bedürfnis. Liebe. Vorliebe. Das ist die eine Unbekannte X in der Gleichung Leben.

Bitte stellen Sie diese Gleichung nach X um. Und dann beginnt das Uhrwerk zu laufen. Tick. Tack. Tick. Tack. Im Rücken hört man schon Gelächter der Anderen, die alle schon fertig sind oder einfach aufgegeben haben, weil sie nicht vorn, nicht an der Tafel, nicht im Blickpunkt stehen. Warten. Stellen Sie die Gleichung um. Wie umstellen? Zerlegen? An einen anderen Ort? Also wischt man die Tafel sauber, geht zur Wand, zum Fenster und beginnt die Gleichung von Vorn zu schreiben. Nur anderswo. Umgestellt. Eben.

Aufgabe gelöst. Gleichung umgestellt.

Lösung: Kein Größer, kein Kleiner als …, kein proportional zu…, keine Kurvendiskussion, kein unendlich, kein nicht lösbar. Unbekannte X = Leben.

Was zu beweisen war!

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"Russland nimmt wieder dauerhafte Flüge seiner strategischen Militärflugzeuge auf. Die ersten Bomber sollten in der Nacht starten, sagte der russische Präsident Wladimir Putin
bei einem Militärmanöver in Tschebarkul im Ural."




wir. hier. im ausnahmezustand?




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„Ich will nicht mehr laufen!“

Du willst nicht mehr laufen?“

„NIE WIEDER! Ich falle ja immer um.“

So. Heute das Gespräch zwischen heulender Tochter (vielleicht zwei oder drei Jahre alt) und verzweifelter Mutter (Mitte vierzig). U-Bahn. Umschlagplatz menschlicher Leben. Da lächelt noch Eine aus dem Fenster in ihr eigenes Spiegelbild. Ein Anderer sitzt in sich versunken, den Kopf in die Hände gelegt, ein blauviolettes Auge verbergend. Am Fahrscheinautomaten zwei Jugendliche, die vorgeben, Kleingeld zu suchen. Neben mir eine Frau, die ist schwarz gekleidet und trägt knallroten Lippenstift. Hinter mir die Geräusche feuchter Küsse.

Gelächter, als das schreiende Kind ihr Schicksal entscheidet. Sie lachen, das Kind brüllt, ist schon mehr wütend als weinend. Sie lachen. Alle. Nur ich, so kommt es mir vor, weiß nirgends hin, weiß nicht wohin fliehen. Nie wieder laufen. Immer umfallen.

Ich ziehe die Notbremse.

Das war ein Gekreische. Dem folgten ein Entsetzen und eine Anhörung. Polizei, Verwarnung. Bußgeld. Ja so ist das eben, habe ich gedacht.

Da sind die alle mal richtig umgefallen!

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Freitag, 17. August 2007

16.08.07

Korrespondenz.

Finde langsam zur Ruhe. Zweiundsiebzig Stunden. Die Zeit hat es gebraucht. Ich wachse wieder, wachse mir aus den Ohren, Augen, Nase, Mund. Beine, Arme, Rumpf, alles wieder da. Rudimentär aber doch sichtbar. Vom Kriechen zum Gehen. Das dauert.

Schwanke im Gehen, Stehen, lehne mit dem Kopf gegen das Fensterglas der Straßenbahn und denke mit geschlossenen Augen, dass die Übrigen mich sehen. Wenn ich schlafe. Wenn ich mal schlafe. Nach den Stunden, den Unruhen, den Stürmen und Wellen. Dann lache ich wieder, müde, weil ich meine Augen auf zwingen muss. Zum Aufstehen zwingen muss. Muss aussteigen, gehen, die Straße entlang, am Fluss.

Die Unruhe und die Schlaflosigkeit, die Müdigkeit, das Abebben der Gedankenflut. Alles ein Kreis. Und ich suche Kontrolle. Über mich selbst?

Ich erlahme.

Wenn das Glas nicht wäre, ich wäre aus der Bahn auf die Gleise gestürzt. So wie ich heute schon vom Stuhl fiel. Einfach so. Habe es noch gemerkt. Aber da war schon nichts mehr zu tun. Kein Ankommen. Dagegen.

Bin in der Nacht ohne Brille gefahren. Zum Flughafen, habe die Spurrillen verfehlt und bin den Himmelskörpern gefolgt. Irgendwo müssen die ja runter kommen, habe ich gedacht. Das war, als fahre ich in die Blindheit hinein. Alles Dunkel, immer nur die ersten, nur die berührbaren Meter vor mir. Sichtbar war kaum etwas.

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Wieder hin zum Schreiben. Und das Eigentliche lässt sich nicht schreiben. Nicht mit den Fingern, der Tastatur. Also schreibe ich Notizen, schreibe, was mir über die Finger kommt. Und manchmal auch über die Lippen, weil ich dann laut werde. Mittendrin. Am Tag. Und nachts. Damit umgehe ich die Auseinandersetzung. Muss mich mit mir auseinandersetzen. Später wieder zusammen. Vom Tisch, in Einzelteile. Am Tisch, aus Einzelteilen. Das ist so ein verrücktes Spiel, ist nicht mal ein Spiel, wenn da etwas daneben geht. Unter den Tisch. Zum Beispiel.

Bin ständig Menschen ausgeliefert. Die machen, was sie wollen. Ich sehe schon, worauf das abzielt. Das Ganze. Die sagen etwas und ich reagiere. Wie ein Hampelmann. Innerlich ist da eine Kehrtwende, und ich weiß, irgendwann bricht es auf, bricht auf und spritzt denen mitten ins Gesicht. Vielleicht fürchte ich mich davor, aber bei dem Gedanken daran, muss ich lachen.

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17.08.07

Selbstbetrachtung. Selbst Trachtung.

Habe einen Mann ohne Beine gesehen und mich gefragt: wie geht das?

Nur noch Rumpf und Kopf, Arme. Und ich rede vom Schrumpfen und Wachsen. Dem und dort gewachsen sein. Woran denn wachsen? Am ewig Gleichen?

Mich kennen Menschen, das bemerke ich auf der Arbeit, beim Bäcker, an der Ampel. Da werde ich gegrüßt und nach Befinden gefragt. Nur so und ich nicke und frage zurück. Ohne Absicht. AbsichtsLos.

In der Mittagspause werde ich zur Stammkundin, bei der Arbeit zur Kollegin, Angestellten, Vorgesetzten. Zu Hause bin ich Schläferin, Liebende, Geliebte, Kind, Frau, Schreibende. Wer bin ich denn. Außerhalb dieser Räume? Und auf Reisen, in Zwischenräumen, Nischen?

So und nicht anders.

Trachte nach mir selbst.

Wie ich so trachte . betrachte . ver achte

„Wir vergessen, dass wir hier in einem Ausnahmezustand leben“, sagte heute eine Verlagsvertreterin zu mir. Ja, so kann man es auch sagen, wenn man meint: überall sonst herrscht Krieg.

Wovor soll ich mich fürchten? Dass man mir in den Kopf schießt?

Mittwoch, 15. August 2007

Jetzt komme ich nicht mehr weiter. Der Text steht vor mir, nur weiter kommt er nicht. Wie auch. Im Stehen. Also schließe ich mich ihm an. So weilen wir eine Dauer.

Gerade vom Fluss zurück. Es ist Hochwasser, und da wollen mich welche nach den Hochwasserschutzmaßnahmen fragen. Mich. Als hätte ich Bedenken, nicht schwimmen zu können. Also stürze ich mich vor denen ins Wasser.

Ich überlege über den Fortbestand der Liebe, und dass so ein Hochwasser viel Müll anschwemmt. Der liegt dann, wenn die Pegel wieder sinken. Liegt und verwest. Ich habe einen Fischkadaver gesehen. Eine Krähe, wie sie mit dem Schnabel die Augen auszustechen versuchte. Hingeschaut habe ich natürlich. Wo sonst hin, wenn sich das geradezu anbietet.

Dabei bin ich müde. Kann nicht einschlafen, kann überhaupt nicht mehr schlafen. So viel Unruhe in mir. Ich werde die Wohnungstür nur anlehnen, vielleicht schaut dann mal jemand vorbei.

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Schlafe nicht. Lese nicht. Schreibe nicht. Habe das Gefühl, ich schrumpfe. Und übrig bleibt nur noch Kopf. Alles findet nur noch in meinem Kopf statt. Ich komme darüber nicht hinaus. Nicht einmal unten, wenn ich am Fluss stehe und viel mehr Möglichkeiten habe.

Auf der Brücke die Läufer. Ich weiß nicht, ob ich mir an ihnen ein Beispiel nehmen oder ob ich über sie lachen soll. Also lache ich. Klare Ansage. Lach! Und dann lache ich also.

Hocke so auf der Mauer am Fluss und lache. Alles Laute um mich herum ist unerträglich. Die Autos, die Bahnen, die Schiffe aus den Niederlanden. Die Menschen. Ich höre sie überall. Und unter meinen Füßen knistert eine Ratte. Ich sehe zu, und lasse sie die Reste aus einer Dönertüte fressen. Wenn ich so gucke, ich könnte springen.

Runter zum Fluss. Das ist wie ein Fluchtweg. Da liegt der Hafen brach, da ist der Blick auf die andere Seite, die Stadt, in der ich lebe. Und ich weiß nicht, ob ich mich in ihr angekommen fühle. Da kann eine Traurigkeit gar nicht ausbleiben. Und ich frage mich: Wie ist es, in dieser Welt zu leben? Ich bin facettenreich. Sage ich.

Auf meinem Handrücken zwei Flecken. Wie Bisse. Nachts schlafen die Ratten doch nicht.

Selbsttötungsakt.

Selbst ein Tötungsakt.

Selbsttötung. Selbst. Tötung.

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AM GRUND

AB GRUND

Ab dem Grund kann man mit dem Aufsteigen beginnen. Vorerst muss man wohl am Grund angekommen sein. Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt überlebensfähig ist. So ein Grund. Seine Tiefe. Vielleicht hält man dem Druck dort nicht mehr stand.

Da könnte ich am Meer stehen und loslaufen, hinein in die Wellen, mich hinüberwälzen und eintauchen. Da schreie ich noch und schmecke das Salzige schon auf der Zunge.

- Anschlagen und zurück !

Ja. Nur einmal anschlagen, berühren. Dort Unten kennt sich doch keiner aus. Wir könnten das kartografieren. Breiten- und Längengrade markieren. Zeit-. Grundverschiebung.


Schießbefehle.

Nicht zögern, nur weil Frauen und Kinder dabei sind. Schuss ist Schuss.

Treffer. Und Versenkt.

Das ist alles Vergangenheit, die ich nicht aufgearbeitet habe.

A c h t u n g F u c h s i m H ü h n e r s t a l l ! Jetzt einfach nur Huhn sein. Auch auf die Gefahr hin, gerupft zu werden. Vom Genickbruch merkst du gar nichts. Vielleicht noch das Knacken, das du hörst.

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Fühle mich im eigenen Raum. Fühle mich Mauern hochziehen. Hier und Dort. Und dann staune ich über die eingeschränkte Sicht. Auf die Dinge, auf mich selbst. Alles Standpunkte, auf die kommt es an. Wenn man dann steht, auf einem Punkt, Fuß neben Fuß, verändert das die Ellipsenbahn der Erddrehung auch nicht. Eigentlich schade! Vielleicht würde ich dann öfter mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Nur zum Spaß.

Manchmal sondert man sich ab, wird absonderlich. Und schiebt es dann den Anderen in die Tasche. Die eigene Absonderlichkeit wird erst durch die, die sich scheinbar nicht absondern, durch deren Anwesenheit sichtbar. Das erkennt man nicht allein vor dem Spiegel. Da ist man auf Gesellschaft angewiesen. Ob nun im guten oder weniger guten Maß. Gesellschaftstauglich, vielleicht färbt das ab, und man wird wieder weniger absonderlich. Entfernt sich sich selbst, wie man bis dahin eben noch gewesen war. Uniformität. Manche stehen ja auf Uniformen. Gleichheit marschiert sehr schön. Da schlägt nur noch ein Taktstab. Oder Knüppel. Knüppel aus dem Sack.

Ich habe noch ein Pionierhalstuch.

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Dienstag, 14. August 2007

Draußen. Ein Feuerwerk. Ich rede mir ein, dass es eines ist. Ich lag schon viele Nächte wach, weil ich mich nicht entscheiden konnte zwischen Feuerwerk und Schießerei. Da lag ich und dachte mir die Worte aus, die ich durch den Hörer, durch die Leitung ins Ohr eines Polizeibeamten sprechen sollte. Ob die mich hören, wenn es von Feuer und Schießerei handelt?

Zweimal. Nachbarschaft. Kopfschüsse. Das gibt zu denken. Zumindest den nicht zerschossenen Köpfen. Und alles Krachen klingt anders, klingt nach Schuss, nach Verbrechen, nach Zerbrechen knöcherner Schädel. Zweimal durch Köpfschüsse drei Menschen getötet. Immer Nebenstraßen. Und neben mir. Deswegen reagiere ich so. Und einmal ein Schreien. Der letzte Lautausbruch vor dem Sterben. Auch damals kein Anruf. Ein im Bettliegen und Liegenbleiben. Manchmal schreien Menschen, schreien aus Lust und Laune. Das soll einer unterscheiden können.

Möwen kreischen, wenn sie über den Fluss in die Stadt ziehen.

Und da regen sich Menschen auf, weil ein Mann einen Mann küsst, eine Frau eine Frau.

Ich möchte das Nachtlärmen unterscheiden können.

Es dringt. Dringt hinter der Stirn durch die Augen hinaus. Alles Verweichlichte. Solange Tränen nicht angesprochen werden, halten sie, halten dem Druck stand. Nur die Rede davon, die ist der Auslöser. Auch ferngesteuert zielsicher einsetzbar. Das Wort darüber.

Heulst du schon, oder lachst du noch?

Kluft. Zwischen mir und. Mir? Weltensprünge? Als ich jünger war, als ich jetzt noch bin, sprang ich über den Sandkasten der Weitsprunganlage weit hinaus. Ich habe Rekorde gebrochen. Aber das zählt erst ab einem gewissen Alter. Ein Alter, ab dem man ernst genommen wird.

Nein. Keine Kluft. Eine Schizophrenie. Wenn man es tragisch benennen möchte. Das Schreiben ist kein Eintauchen, kein Abtauchen. Es ist ein Wiedergeben des aktuellen Standes. Nur der Stand bewährt sich nicht in der gesprochenen Welt. So lernt man keine Menschen kennen. Zumindest lernt man das Gefühl des Verstandenwerdens nicht kennen. Da wird dann einfach ein Kreuz in das entsprechende Kästchen gemacht. Etikettierung. Dafür gibt es Maschinen, Auspreisungsmaschine. Oder auch Pistole. Weil das Schild herausgeschossen wird.

PENG!

Und das kann dich umhauen.

Demnach, nicht betreten. Eine andere Welt besitzen. Das ist es. Womöglich kann man es so betrachten. Wobei. Wenn man alles kennen lernt. Aber das bedarf wohl Zeit. Weitaus mehr Zeit, als manchmal gegeben ist. Oder Vertrauen. Das ist ein Sprung. Ver Trauen. Das ist Ver Kehrt herum. Man läuft, v e r läuft sich. Man irrt, v e r irrt sich. Man traut, v e r traut sich?

Wie viele Welten passen in eine scheinbare hinein? Es gibt die Theorie der Parallelwelten. Das ist spannend. Das ist rasend. Das ist unbegreiflich. Zumindest nicht mit Fingerspitzen zu betasten.

Nein. Die Welt ist grausam. Und das sehe ich so. Viel zu oft ist man glücklich auf dieser unglücklichen Welt. Aber sollte man sich denn den Spaß verderben lassen? In der kurzen Zeit.

Wenn ich rede, betrachte ich nebenan die Spatzen, die auf den Tischen sitzen. Dann teilt sich das Denken. Ach, wie schön, ein Spatz, und wie schön frech der aussieht. Ach, ein Spatz, was der für Parasiten im Kleid trägt. Und nachher setzt sich dort einer, trinkt und speist. Herje. Alles Vogelvieh. Gleichzeitig der Blick zur Parkbank, wo dann einer sitzt, weil er sonst nicht weiß, wo er noch sitzen sollte. Im Ohr ein Gespräch, dem kann man folgen. Aber vielleicht sollte man sich darauf konzentrieren, nicht ablenken lassen. Blickkontakt suchen. Hergestellt.

Auch das Gehör. Rede und Antwort.

Das ist manchmal eine Sorge. Die Unmöglichkeit sich auf eine Sache zu konzentrieren.

Und es gibt Menschen, die fühlen sich gekränkt. Dabei ist das keine Absicht. Nur ein Ausfüllen aller Leerräume. Leerräume im Kopf, für die man selber nichts kann. Man ist ja nur Bestücker. Und das ein Leben lang.

Fazit.

Nein. Keine voneinander getrennten Welten. Wahrscheinlich nur verschieden ausgelebt.

Kommentar.

Ich weine, lese ich die Zeitung. Und ich habe ein Abo. Bekomme jeden Morgen die (Wein)Nachrichten zugestellt.

Berlin. Das war eine Zeit. Eine Zweitrechnung außerhalb meiner Toleranzwerte. So weit darüber hinaus komme ich nicht. Nicht wieder.

Und wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Bilder. Sehe zerrissene Puppen. Alle Scham liegt offen. Als würde noch irgendwer schamhaft sein. In dieser Welt. Die Meisten wollen doch wissen, was und wie es die anderen tun. Und die anderen lassen sich gern auf die Finger schauen. Wenn sie es denn mit denen auch machen. Mit den Fingern, meine ich. Und da suchst du vielleicht noch ein farbiges Gesicht, eine Clownsmaske. Aber auch die grinst dich an. Faulige Zähne, triefende Augen. Da wundert es mich nicht, wenn noch zwischen den Beinen Make-up zu finden ist. Was wundert überhaupt noch? Die Darstellung eines Aktes, eines NacktAktes? Ach was! Mir wundert jarnüscht mehr.

Über die Dächer und dann eine Kuppel. Das ist ein Blick, ein Fensterblick. Deiner und Meiner. Wir ineinander. Wenn wir aber nicht so wären, nicht so gegenüber, nicht mit den offenen Fenstern auf uns gerichtet. Da wären die Kuppel, und manchmal die Kater, die darüber spazieren. Als gelte das Weltgeschehen ihnen. Nur eine Nacht Kater sein, vielleicht überquerte ich die Straße und hin zu deinem Fenster. Wie weiter … ?

Abgrund tief. Ohne Schnorchel kann ich nicht tauchen. Selbst mit, würde ich es nicht tun. Nicht weil es Dunkel wäre, viel eher hätte ich Angst vor den selbst leuchtenden Tieren. Die leuchten dich aus. Einfach so. Mitten in der Nacht tragen sie ein Licht im Körper. Und sie scheinen nicht durch, weil es dunkel ist. Aber dich, dich behelligen sie. Fluten Licht über dich aus. Inmitten der Tiefsee. Ich kann nicht tauchen, nicht die Luft halten. Da wäre nicht einmal Land, die Fluten zu brechen. Das Licht.

Vielleicht passt es mir nicht, das Leben. Aber woher kann ich wissen, ob ich noch lebe, wenn es mir dann passen würde?

Ich möchte nicht sagen, dass man zum Mörder werden muss, um den menschlichen Abgrund auszumessen. Aber ich möchte darüber zu denken geben.

Dienstag, 7. August 2007

Früher haben wir die Wäsche über einen Stein geschlagen. Und wenn du nicht geschickt warst, dann hast du dir eben die Knöchel in der Hand gebrochen. Früher mussten wir auch barfuss und zwanzig Kilometer zu Fuß zur Schule gehen. Ja. Früher. So war das einmal. Heute liege ich im Taubendreck an Bordsteinrinnen. Da liege ich und warte auf die nächste Chance, bis ich dann hochschnelle und über die Straße renne. Hauptsache die Gewehrkugeln verfehlen mich. Allerorts, jede Rinne, jeder Scheißhaufen ein Schutzgraben. So ist das heute. Und Morgen werde ich nicht einmal wissen, was Schule überhaupt bedeutet.

Montag, 6. August 2007

es tut mir leid! ich muss lachen.

Wenn du mal genau hinschaust. Ich bin gar nicht so mondscheinend. Vielleicht sind das nur das Weiß der Zähne und der ganze Rest, das Dunkel, von dem man meint, ein Gesicht ausmachen zu können. Punkt Punkt Komma Strich fertig ist. Das Mondgesicht.

Die Zugvögel ziehen nicht mehr. Und ich stehe als Markierung in der Mitte, nirgends mehr ein Tau am Morgen, ein Ziehen nach Süden oder Norden. Ich bin unsinnig. So mittendrin.

Heute ist mir ein Gewicht auf den Fuß gefallen. Bodenständig war ich da für kurze Zeit. Was ich davon habe. Einen blauen und angeschwollenen Fuß. So ist das also. Denke ich. So und nicht anders. Blau und dick und heiß. Von Innen gegen die Haut pochend. Stoßend, vielleicht brechen Morgen Dämme. Ich habe mich dann vom Gewicht befreit und es auf den Arm, die Schulter verlagert. Ich sehe manchmal, wie mir die Muskeln wachsen. Tick Tack. Zaubertrack. Ich sehe aus.

Das Gewitter will nicht aus den Wolken brechen. Dabei warte ich so. Alles dunkel, und ich möchte nicht schlafen, weil ich fürchte, dann vom Hagelschlag geweckt zu werden. Mein Bett steht mit dem Kopf zur Wand, und manchmal denke ich, auf der anderen Seite, steht vielleicht auch ein Bett und einer, irgendeiner schläft genau neben mir. Einer, den ich nicht einmal höre. Kenne. Ich werde das Bett von der Wand in das Zimmer hinein rücken.

Denkst du? Denkst du gerade vielleicht an mich? Zumindest hättest du dann eine schöne Vorstellung von mir. Das Windspiel dreht sich. Drehe ich mit? Einmal habe ich mir den Kopf und ein Loch hinein geschlagen. Das Leben. Es ist nicht immer einfach am Leben zu sein. Keine Angelegenheit nebenbei. Nichts, was sich ablegen und später noch einmal wieder aufnehmen lässt. Sofortbewältigung. An Ort und Stelle. Allezeit.

Ach. Ich atme. Atme ja schon und immer noch.

Mutter sagte dies und das. Und oft war es nicht ernst gemeint. Zumindest haben wir es nicht ernst genommen. Bis dann schließlich Mutter Tränen aus den Augen brachen. Es war viel zu früh, fünf oder vier Uhr morgens. Da wurde man als Kind aus dem Bett geholt nur um zu sehen, wie es ist, das Heulen. Wie es sich anfühlt. Und Mutter schluchzte, Vater packte die Koffer und uns in den Wagen. Abfahrt im Dunkeln. Hin und wieder erinnert man sich. Aber nicht alles. Niemals bekommt man das ganze Bild in den Blick. Mutter heulend. Vater fluchend, flüchtend. Kinder, wir dummköpfig.

So und noch ganz anders, sind die Erinnerungen. Man könnte sie düngen, wahrscheinlich so wie die Pflanzen, die in ihrem immerwährenden Blumentopf bald schon nichts mehr zu lachen haben. Ist ja alles Mangelware. Ein Düngestäbchen genügt. Muss gar keine neue Erde her, kein neuer Grundriss, keine Ausbreitung der Kampfzone. Überleben ist doch nichts anderes. Funktioniert auch auf engstem Raum.

Der Mond traut sich heute gar nicht raus aus seinem Versteck.

FEIGLING !

Sonntag, 5. August 2007

Liege eidechsengleich auf der Mauer, tanke Sonne, Hitze. Betrinke mich am Sommerwetter. Und taumelnd lande ich in der Kühle meiner Fliesenwohnung. Erdgeschoss. Gitter statt Jalousie. Das ist der Sonntag. Kerkertag mitten in der Woche, zwischen den Tagen, die mich hinaustreiben, ins Leben treiben, mich triezen und teilhaben lassen am Allerweltsgeschehen. Das gekühlte Bier tut sein Übriges auf seine Weise. Von Innen. Von noch innerer Seite des Kerkers.

Missen. Kissen. Rissen. Schissen. Da hat sich doch Einer in die Hose geschissen. Wenn die mal nicht reißt. Ich möchte das Gezeter nicht missen.

Manchmal vermisse ich eine vertraute Stimme. Eine Stimme, die die Gehörgänge kennt. Die nicht erst windet und wendet, und dann geradewegs, schnurstracks eindringt. Mir ist schon so manchmal der Kopf gebrochen, weil Einer dagegen anrannte. Muss meinen Kopf wohl mit der Tür zum Herzen verwechselt haben.

Draußen finden Kämpfe statt. Ganz leise. Wenn du leise bist, das Ohr auf den Boden legst, die Handflächen ausgebreitet neben den Kopf. Hörst du? Kannst du sie hören? Die Panzer. Maschinengewehre. Kinder. Die Kinder höre ich immer. Gleich neben dem Haus, gegenüberliegende Straßenseite, da ist ein Spielplatz. Und die Kinder höre ich immer. Wie sie jauchzen und schreien, einander anschreien. Manchmal auch weinen. Dann weint eins und dann ein anderes, bis dann endlich alle weinen. Vielleicht lachen sie auch. Klingt aus der Ferne alles so gleich. Und auch die Zeitung. Das immer Gleiche Papier, die immer selbe Schwärze, die auf der Haut bleibt, wenn man mit dem Kopf niedersinkt und einnickt. Nur zehn Minutchen. Über dem Weltgeschehen und schon steht es einem ins Gesicht geschrieben. Das ist wie der Holocaust. Den kann man den Leuten auch am Gesicht ansehen.

Gewagt !

Oft traut sich ja keiner. Dann wage ich den Schritt und mal abwarten. Wenn nichts mehr kommt, bin ich abgestürzt. Darin könnte man eine Tragik suchen. So wie Einige das Kleingeld aus den Brunnen fischen.

Samstag, 4. August 2007

Vielleicht weil ich statt des Weines Bier trinke. Allein wegen der Hitze. Der Wein zieht mir einen Pelz über die Zunge. Und wie das aussähe, wenn ich über die Zunge schwitzte. Nein. Ich trinke und auch Heute ist es noch nicht spät. Noch keine Zeit zum Trinken. Man könnte an Väter denken, die morgens zum Frühschoppen gehen und mittags betrunken das Essen für die Familie bereiten. Oder an die Mütter, die mittags trunken in ihrem Bett liegen und die Mahlzeiten vergessen. Nein. An die Kinder denken wir nicht. Die trinken, wenn sie größer sind. Mütter dann oder auch Väter.

Ich bin keines von Beiden und auch nicht mehr Kind. Ich trinke außer der Reihe. Am Fluss vorhin sah ich, wie ein Kind dem Vater nachschlich. Und dann, dann hob sie das Köpfchen und meinte, der Bruder habe viel mehr Spielzeug. Sie wolle auch so viel Spielzeug bekommen. Der Vater schaute, er sah sogar verwundert aus und ich war gespannt auf seine Antwort. Aber die war gefällig.

Dann sah ich, wie ein Mädchen auf einem Ball saß, und ich musste mich zurück halten, nichts zu sagen. Sie wird sehen, wie aus dem Ball ein Ei wird. Unter dem Gewicht. In der Sonne. Es schien Sonne und ich werde Farbe bekommen. Jetzt vom Bier. Morgen die, die ist dann von der Sonne heut am Fluss.

Manchmal denke ich, ich könnte oder sollte die Füße ins Wasser halten. Aber dann traue ich mich nicht. Wage mich nicht über den Uferrand hinaus. Wie das Wasser auch glitzert und lockt. Ich habe einmal einen Mann ertrinken sehen. Er schrie gar nicht. Ging einfach ins Wasser und kam nicht wieder zurück. Wenn meine Füße dem folgen, dann bleibe ich auch. Deswegen fürchte ich mich.


wie Feinstaub

ziehst du

über mich

her

ich atme

ringe

nach Luft

und fühle

mich längst

an dir

sterben


Freitag, 3. August 2007



Mit den ausgerissenen Flügeln versucht der noch zu fliegen. Wie sie zucken und zappeln. Ich halte sie mir an die Schulter. Nichts. Das Zucken und Zappeln geht nur von zerrissenen Nervensträngen aus. Nicht von mir. Ich lerne das Fliegen nicht mehr. Nicht gegen das Leben. Nein.

Nackt gehe ich durch die Räume. Durch die Fenster könnte man mich sehen, wenn man dort stände und hinein schaute. Nackt, wie ich dort stehe und aus der Flasche Wasser trinke. Ich lausche und ringe mit dem Atem der Anderen. Manchmal kann ich sie atmen hören. Auch wenn sie in den hintersten Ecken der anderen Wohnungen stehen. Ich kann es hören. Das Atmen. Und dann senkt und hebt sich ein Brustkorb. Auch dorthin könnte man fliehen. Wenn man nur wollte. Könnte. Oder von Jedem nur etwas.




Donnerstag, 2. August 2007



und ich bleibe im schneidersitz am fluss sitzen, und verstehe endlich, ich kann nicht nähen. nicht aus dem fluss ein meer.

Ich schaue in den Himmel. Schaue als könnte ich sehen, dich vielleicht oder auch den Dunst einer Ahnung. Dabei sind es Fliegen, sind kleine, flügelschwache Fliegen. Ist es das wert? Ein Leben gegen das Fliegen zu tauschen. Nur einen Tag aber dafür das Fliegen? Ich müsste es testen, um es zu wissen. Einen ganzen Tag nur fliegen und dann. Tod. Aus. Sterben.

Ich bin gern hier. Dennoch. Es ist nicht das Gleiche. Deine Stimme. Sie fehlt, wie sie sich im Wind kraust, wie sie lang und glatt gezogen deine Lippen passiert und dann erst beginnt sich zu locken. Wie schwarzes Haar. Nur mit den Fingern kann ich nicht hindurch greifen.

Es ist noch nicht einmal spät, und da trinke ich schon. Die Armbanduhr kann ich zurückdrehen. Früher hatte ich die nicht gebraucht. Wäre nur zusätzlich gewesen. Nur ein Rädchen im Spiel. Und jetzt streiche ich mir durch das Gesicht, sehe die faltigen Hände, die Adern, wie sie durch die fade Haut hindurch scheinen, sich aufbäumen, durchschlagen mit diesem mächtigen Puls. Der wohl von mir ausgeht.

Das Lachen brach dir manchmal wie eine Sturmwelle aus der Kehle. Und wenn es mich traf, dann zumeist unerwartet, und überrannt hat es mich. Bin dann in den Sog geraten, mit dem Kopf untergetaucht, habe Wasser geschluckt und einige Zeit gebraucht, bis ich wieder zur Ruhe kam. So. Und überhaupt.