Donnerstag, 25. Juli 2013

Natürlich ist durch Zeit und Raum gut Springen. Wer springt, wird übersprungen haben. Ein Hindernis vielleicht. Vielleicht Zeit. Vielleicht Raum. Wobei, Raum ja immer. Und Zeit? Wer übersprungen werden wird, wird Raum und Zeit gewesen sein? Raum zumindest. Und Zeit? Natürlich ist gut Springen, wo Raum und Zeit sich überwinden lassen. Ein Fuß noch am Boden, der andere schon in der Zeit, im Raum darüber, davor, darunter und anderswo, wo Zeit sich winden lässt. Als wäre sie Wind und man brauchte Mühlen, sie zu nutzen. Nachhaltig würde man mit ihr umgegangen sein bzw. andauernd umgehen. Nachhaltig eben. Andauernd und fortwährend. Immerzu im Umgang mit Zeit als Wind. Mühlen müsste man gebaut haben in einen Raum, der auch Zeit hat, also Wind. Einen Raum, durch den die Zeit geht, also windet. Und dort wäre dann wieder gut Springen. Von einem Mühlturm vielleicht. Oder von einer Leitplanke, die den Raum umgibt. Den Wind im Raum zäunt. Oder zäumt. Von hinten auf. In jedem Falle wird gut gesprungen worden sein.

Ich walle durch die Zeit, die dieser Tage auch Hitze ist. Zeit hat einen Aggregatzustand. Momentan: heiß und flirrend. Ich walle durch und mit der Zeit. Es wird heißen: sie war mit ihrer Zeit gegangen. Nicht ihrer Zeit voraus etwa oder ihr nach. Also hinterher, und da stellt man sich das Hinterher immer schwankend und wankend, hinkend vor. Voraus ist immer eilend. Als ob einer, der zwar voraus ist, aber es nicht unbedingt eilig hat, als ob dieser immer schneller sei oder eben voraus, weil er schneller ist. Nein. Er könnte auch einfach der Zeit voraus in den Lauf eingesetzt worden sein. Gar nicht freiwillig, sondern weil die Zeit es so wollte. Oder jemand anderes. Oder etwas. Der Ort vielleicht. Ich walle noch. Durch den Raum, der auch dieser Tage Hitze ist. Im Schatten ist gut Kirschen essen. Aber auch in der Sonne. Spucken lässt sich aus allen Richtungen in alle Richtungen. Ungebunden. Nicht an Zeit. Nicht an Raum. Frei- …. Nicht Raum!

Selbst der Asphalt hält der hitzenden Zeit nicht stand. Er wölbt sich verweichlicht. Zeit ändert Aggregatzustände. Die Erde krustet, spaltet, öffnet sich. Das Wasser in den Seen kippt. Schwappt um und über sich selbst. Fällt sich hinterrücks selbst ins Messer. Eis schmilzt in Tüten und rinnt geschmolzen Kinder- und Erwachsenenhände entlang. Luft beginnt zu stehen, zu schwimmen, zu seichter Masse zu werden. Luft wird schwer. Der luftleere Raum ist vielleicht noch der bessere Ort während der hitzigen Zeiten.

Natürlich ist gut Springen. Von einem Brett ins Wasser. Von einem Turm auf Asphalt. Von einem Baum ins Gras. Von einem Fuß auf den anderen. Über Hundekothaufen. Über Flussläufe. Über Stock und Stein. Über aufgeschürfte Kinderknie. Über zeitlosen Raum.

Selbstmordattentate sage ich

Ich hänge In Gefilden und Gemengen Hänge ein stückweit nur
entfernt Hänge himmelwärts
wie eine von vielen kleinen Sonden
dich anstrahlend vielleicht Dich mir flach und auch gewölbt
dich mir kugelrund vorstellend

Ich hänge wie in einer gekappten Leitung
Hänge kurz hinter meinen Worten und weiter weg
von deinem Mund

Weiter Weg

Hänge unerreicht und unbeirrt
Drehe Runden
Hänge wie eine Glasfaser zwischen vielen gebündelt
und ummantelt
Gerissen
Irgendwo

Drehe sonnende Runden

Ich tänzle um einen Kreis dessen Maler sich nicht stören lässt
Setze die Masse meines Körpers durch den Raum setzte sie von einen auf den anderen Fuß
bewege Materie
Dass die Zeit dir deine Rahmen sprengt sagst du
und ich sage die Zeit sprengt sich immer nur selbst
in dem ihr möglichen Rahmen

Selbstmordattentate sage ich

Mittwoch, 17. Juli 2013

Ohnehaupt. Ich bin kein Ohnehaupt. Nur das Haar habe ich mir an allen möglichen Stellen rasiert. Überall dort, wo du es für dich möglich hältst. Oder für mich. Vielleicht. Mein Haupthaar ist jetzt ohne Kopf, liegt gestückelt in Zeitungspapier gewickelt, liegt als Müll beim Müll. Unrat und Untat. Nur ein Buchstabe weit voneinander entfernt. Abtrennbares habe ich mir gesagt und mich vom Haar abgetrennt. Vielmehr das Haar von meinem restlichen Körper. Überall dort, wo du es dir ausmalen kannst. Malen, vielleicht mit Kreide auf den Asphalt, immer dann, wenn gerade kein Verkehr ist. Wie du auf den Asphalt, der Straße ist, huschst und zeichnest, mit der Kreide wie mit einem dicken Stift in der Hand. Malst dann einen Körper und malst ihn so, wie du ihn dir haarlos vorstellen kannst. Malst den Hohlkörper auf Asphalt aus.

Ohnehaupt. Ich bin doch nicht kopflos über dich hergekommen. Oder? Ich habe geklopft und dann gekopft und dann noch Punkte darüber gesetzt. Geköpft? Fragst du und staunst über die feinen Unterschiede. Wie dein Haar sich von meinem unterscheidet. Spalten müsste man das können, sagst du und grinst. Einen spaltbreit nur. Um Haaresweiten hattest du mich eingeholt. Ich bin seit meiner Geburt Jahre voraus. Aber dann warst du hier und jetzt bist du an mir vorüber. Ich bin im Stillstand, bin zurück und nicht weiter gekommen. Bis an diesen einen Punkt, an dem mein Haar gestückelt und in Zeitungspapier gewickelt als Müll bei Müll liegt.

Immer diese Haarspaltereien, sagst du. Am Arbeitsplatz, Zuhause, beim Sport. Als trüge man über die Schulter geworfen immer diesen Hackeklotsch aus Kindertagen mit sich, eine Axt hinein gerammt. Und dann werden fein säuberlich Haare aufgelegt, gereiht und zur Spalterei verurteilt. Das Beil, das Spaltwerkzeug saust und braust durch die Luft an deinem haarlosen Kopf vorbei, nah an deinem Ohr entlang, saust und braust, kommt nieder. Spaltet.

Mein armes Ohnehaupthaar. Es ist bis auf das Kleinste gespalten, liegt nass und in Zeitungspapier gewickelt als Müll bei Unrat.


Mittwoch, 10. Juli 2013

Mit allen Ängsten gewaschen. An der Aorta zum Trocknen geleint. Irgendwie in die Luft wie zur Ansicht gehangen. Zur Innen- und Außenschau mit allen Ängsten auf aortrigen Leinen. Du sagst, es ist ein Tier ansässig. In dir von der Untermiete zum Hauptinsassen heran gewachsen. Nicht gekommen. Erst heran, um dann nah bei dir zu sein. Nein. Du sagst, in dir gewachsen. Krebsig dieses Biest. Und ich atme. Atme die immer selbe, in mir längst abgeatmete Luft. Ich kriege keine krebsigen Kreise. Will deine stören!

Ich werde zum Stoer. Und ich laiche in leicht salzigen Gefilden. Laiche meine Leichenkinder. Hoffnung. Habe ich die meisten genannt. Totgenannte schon vor ihrer Geburt. Wir sind keine Hoffnungsträger. Sage ich noch und kreise das krebsige Kriechtier in dir. Kreise es ein und möchte es aus dir heraus kreisen.

Kreischen, sagst du. Du könntest Kreischen und dich an deinem Gebrüll aufreiben. Alles ab- und aufreiben. Sodass der Insasse blank liegt. Fluchtgedanken bekommen könnte. Kreisch du kreisbleiche Krebsige.