Alles, was mich bewegt oder
unbewegt lässt, sucht sich Platz. Sucht und kratzt. Sucht innen und außen,
klopft und tropft, dringt hindurch. Und ich
muss gar nichts tun, denke ich. Also tue ich nichts. Bin bewegt und irgendwie
auch unbewegt, bin da und atme - vor dem Abschied die Luft.
Es sind kleine Gesten, leise Worte,
scheinbar unbeachtetes Handeln. Nur dass ich sie sehe, höre, beachte. Den
Reizrahmen habe ich mir zurechtgelegt. Ausgelotet, abgesteckt, koordiniert. Und ich beginne mich zu fragen, ob die, die
wüssten, dass ich keines ihrer Worte vergesse (wenn ich es nicht unbedingt
wollte), wenn diese das wüssten, ob sie alle diese Worte, die sie sagten,
wirklich gesagt hätten und wieder sagen würden.
Die Tage sind gezählt.
Es werden mir fehlen ... So viele Dinge
werden mir fehlen. Und womöglich ist das wenig professionell. Aber es ist die
Wahrheit. Das bin ich als Mensch an Ort und Stelle. Ich werde anderen Menschen
begegnen, anderen Gesten und Worten, die ich unbedingt vergessen werde wollen
und doch nicht vergesse. Dennoch bleibt all das, was mir begegnete, bleibt
alles, was ich sah, hörte, roch, glaubte, hoffte, bezweifelte, all das und mehr
bleibt und ist in meinem Kopf, in meiner Haut, in meinem Bauch. Wird zu einem
Teil von mir.
So vieles in mir ist belebt worden.
Vieles, was lag und irgendwie noch am Leben war, atmete. Mehr nicht. Und ich
bleibe und atme vom Abschied ein wenig Luft.