Dienstag, 25. April 2017

Du sagtest, du könntest und wolltest nicht mehr. Das ist Monate her. Heute bin ich es, die hier sitzt und nichts kann, nichts möchte, einfach nur sitzen oder stehen oder … Ich weiß nicht einmal, ob ich sitze oder stehe, so oder so ist mir, als würde ich schlafen. Ein Schlaf-, ein Ich-Nehme-An-Der-Welt-Nicht-Teil-Zustand. Ein Ausstand! Aus der Welt, aus dem Leben, aus meinem Leben, aus mir selbst heraus gestellt. Das scheint der Zustand zu sein. Ich sehe das so von draußen her. Der ganze Körper ist nicht da, lässt sich nur wie eine Last tragen. Sonst nichts.

Hin und wieder machen die Nerven mit und innervieren die Gesichtsmuskulatur. Ich lächle. Ich schlucke. Aber sonst mache ich nichts. Nicht viele Gehirn- und Assoziationsbahnen arbeiten da mit. Ruhemodus. Hier und da ein Signal, ich bin noch da, ich bin dabei, ich höre usw.. Aber mehr ist da nicht.

Die Finger wissen die Haare nicht zu kraulen.

Ich weiß um diese Alleinstellung. Ein Stellungsspiel. Spieldichein. Schau her und nimm, was ich zu geben bereit stehe. Komm aus deiner Hab-Acht-Stellung und nimm von meiner Ich-gebe-was-ich-habe-Einstellung. Alles wird super! Alles ist toll! Da innerviert schon ein Nerv die vielen Muskeln, dass ich auch - und wenn nur -  ein Lächeln bereitstelle.

Der ganze Körper ist da in seiner Last. Und das Hirn ist ein GedankenLastenWerfer.

Gedankenlast-Entwerfer.

Es wirft und fängt und kreiselt und strickt und verfängt und langweilt sich zu lästiger Langeweile. Ich weiß nicht, ob du das kennst, ob du dieses Gefühl kennst, dich selbst bis auf einen kleinsten Sinnennenner zurückzuschrauben. Nur um auszuhalten. Still und leise. Denn die Übrigen sind schon laut in all ihren Worten und Gesten und in all ihrem Sein. Dasein. Nimmst also eine Schraubzwinge und schraubst und zwingst und schraubst und zwingst …. Dich kleinstmöglich zu pressen.

Und wenn ich das sage. Dann fühlt sich ein anderer auf den Kopf geschlagen, fühlt sich von mir auf die Seite der Wippe, die immer am Boden bleibt, gesetzt. Degradiert. Ich war immer leicht im Sein, hing auf der Wippe immer in der Luft. Kein Fuß auf den Boden zu setzen!

Kein Fuß in eine Tür zu kriegen. Schmeichelhof. Ich kenne dich und du kennst den und die und ich kenne noch den und dort hinten, ja, die kenne ich auch. Komm, wir machen uns alle miteinander bekannt. Wenn jeder jeden kennt, bleibt keiner mehr unbekannt. Wir schütteln uns die Hände und malen uns schönste Buchstaben in die Gästebücher. Früher feilten wir Feinstworte in Feinschrift für die Poesiealben.  Heute zählt allein das Geschmeichel von den Schmeichelhöfen.

Ich gucke und sehe und trage meinen lastigen Körper spazieren. Treppauf. Treppab. Auto-rein. Auto-raus. Fußweg. Stufe. Tür. Stühle. Setzdichein und sitz dich aus. Bleib und höre. Schreib Worte auf Zettel. Sag dies. Sag das. Ich trage diesen Körper und stelle ihn zwischen Menschen. Bleibe leise und still. Da ist noch Schraubraum in der Spielzwinge.