Dienstag, 21. Oktober 2008

Niste in den höchsten der Bäume. Immer wie ein Greifvogel an kantigen Klippen. Jederzeit absturzbereit. Du magst dazu meinen, dass jeder Angriff die Möglichkeit des Sterbens beinhaltet, ich sage dir, dass es sich Leben nennt, was uns verbindet, was wir auszufüllen suchen zwischen den Zeiten, in denen wir so still, leblos gegenüber sitzen.

Aber vielleicht, weil ich nicht wie du bin, haben wir uns nichts zu sagen. Und auch deswegen starren wir einander an, ohne zu ahnen, weshalb, dabei ist es eben diese Faszination des Anderen. Wir begreifen diese Fremdartigkeit nicht, nicht deren unüberbrückbare Nähe. Ich sehe, wie deine Lippen in Bewegung geraten und taste mit den Fingern nach meinen, weil ich fürchte, sie würden wie deine rau, rissig und welk werden.

Freitag, 17. Oktober 2008

Bin hinter den Schalen von Heute noch immer beim Gestern geblieben. Kaum eine Chance etwas daran oder auch dahinter zu ändern. Nirgends Aussichten auf irgendetwas. Und wer meint, das Herz wisse Bescheid, der war nicht mit dem Herzen in Angelegenheiten verwickelt. Denn es hat keine Ahnung von dem, was sich oberhalb, was sich im Kopf abspielt. Von Vernunft ist brustwärts keine Spur. Durch ein Dickicht sah ich mich schlagen, von Schlingpflanzen der Gefühle überwältigt, geknebelt, lag ich nieder wie im Fieber.

Allerorts gegenwärtig sind Schuld-, Macht- aber auch Lustgefühle. Außerhalb allen vernunftbestrebten Denkens regiert Emotion. Ein Schau- und Kampfplatz. Angriff und Verteidigung.

Ich bin es müde, wie das Herz sich manchmal aufspielt, sich hinweg und hinüber setzt. Als dehne es sich aus dem Brustkorb heraus und überfiele so alles übrig Menschliche. Mit Äuglein schaute man wie aus einem zu groß geratenen, hoch geschlossenen Pelz aus diesem Herzen hervor und wisse gar nicht wohin.

So viel getriebenes Herz um einen.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Ich weiß nicht wohin, aber es führt mich nicht weiter.
Ich komme mit den kleinen Schritten nicht länger hin, ich muss größere setzen. Ob ich damit über mich selbst hinaus gelange, wird man sehen, wenn man nicht vorsieht wegzusehen. Die Gefühle rutschen mir in die Beine, und so beginne ich zu springen, zu hinken, zu lahmen, zu eilen. Schließlich sind Beine der Fortbewegungsanhang des Übrigen. Sie sind die eigentlichen Fluchtkörper, sie machen mich zu der, die ich in der Bewegung bin. Gehende, Schaukelnde, Tanzende. Wie selten ich in Ruhe anzutreffen bin.

Ich habe etwas über Abgründe gelesen und an eine gedacht, an die ich länger nicht dachte. Darüber hatte ich dann nachgedacht und vergessen, was ich dachte. So passiert es, dreht man sich um sich selbst. Aber was geschieht, dreht man sich um andere ist dem gar nicht so fern.

Die Stadt liegt und die Landschaften umher ruhen. Sie kommen nicht, obwohl der Laubverlust der Bäume es doch verursachen sollte, aus dem Gleichgewicht. Dabei ist dieser Blattabwurf durchaus mit der Ebbe vergleichbar. Alle Fülle schwindet. Zieht sich in sich selbst zurück.

Ich schwinde.

Es bricht Zeit an. Zeit zum Wärmen, zum Verstecken und hinter dicke Kissen zu kriechen. Der Kessel wird aus den Tiefen der Küche hervorgekramt. Alte Teetüten geleert und Dosen mit frisch gekauften Teeblättern aufgefüllt. Die Suppenteller wandern aus den hinteren Regionen ans Tageslicht auf den Tisch. Die Stövchen werden mit Kerzen bestückt, die Pflanzen vom Balkon in die Stube geholt. Es bricht Kälte mit der frühen Dunkelheit herein.

Ich ziehe zurück. Mich in mich selbst, in wärmere Gefilde.