Dienstag, 17. Oktober 2017

Ich schreibe, also dachte ich, also fühlte ich. Also war ich oder bin es noch. Weil ich schreibe und dachte und fühlte und fühle und denke und schreibe. Deswegen bin ich. Noch. Und wenn ich nicht mehr bin, werden dort Worte sein. Gedachtes, Gefühltes. Ich werde dann nicht sein. Nicht mehr sein. Es wird nur etwas übrig geblieben sein. Ein Rest.

Ein Rest vom Gedachten, vom Gefühlten, vom Gewicht einiger Worte. Ein Rest von mir.
Ich habe mich ausgeschrieben. Über Mutter und Vater und, Ja, vielleicht aus- und leergeschrieben. „Zum Glück“, werden die einen sagen, „Schade“, vielleicht ein anderer, kleinerer Teil derer, die lesen und lasen. Mutter und Vater mussten herhalten. Mein ICH habe ich strapaziert, habe es ausgeweitet, ausgeweidet, bekleistert und an Wände tapeziert. Habe mein ICH aus meiner Perspektive hervor- und manchmal auch empor gehoben. Mutter, Vater und andere schnitten schlechter ab. Sie mussten herhalten, aushalten, festhalten am Glauben der Tochterliebe.

Ich liebe meine Mutter. Ich liebe meinen Vater. Es fällt mir nicht leicht das zu sagen. Es fällt mir noch schwerer es offen zu zeigen. Distanz ist ein wunderbares Heilmittel, Mittel. Sprechen lernt man nur, was man vorgesprochen bekommt. Eine Zeit lang. Eine ganze Zeit lang ist das so. Dann lernt man auch von anderen, nicht mehr nur Mutter und Vater.

Ich habe mich ausgeschrieben.

Ich habe mich meinem ICH zugewandt und wende mich nun anderen zu. Anderen Menschen, anderen Leben, anderen ICH´S, wie sie leben und denken und fühlen und sind.

Und es wird möglich sein, mich meinem ICH dann anders zuzuwenden. Dinge an- und auszusprechen, die ich bisher nicht sprach. Mich um mein ICH zu kümmern, statt darüber zu schreiben. Und auszuhalten. Dieses ICH in all seinen Zuständen. Weil die Zustände sich ändern lassen werden. Meine ICH-Zustände. Die Wut. Die Angst. Die Verzweiflung. Das Alleinsein. Das Anderssein.

Ich habe mit dem Schreiben das Sprechen gelernt.

Über Stock und über Stein, der Hans fällt immer, das Hänschen sowieso hinein.

Hinein in die Zeit, in das eigene und in das Leben anderer. Die Zeit läuft, die Orte wie die Menschen wechseln. Wo Hänschen hinfiel, bleibt Hans vielleicht nicht länger liegen.

Mittwoch, 13. September 2017

Schlägst deine Worte mit Hammerschwung von oben, immer von deinem Oben auf mich hinab. Stoßworte. Gewaltworte mit Traumaschäden im Gepäck. Verkrümmt verkümmert mein Wirbelwrack. So laufe ich durch die Welt, so laufe ich Tag und Stunde um Stunde, laufe auf dich zu, vor dir davon, laufe bis die Bandscheiben aus den Fugen geraten. Keine Nacht reicht aus, die Knorpelscheiben neu aufzurüsten. Keine Nacht genügt, sodass an einem Morgen das Aufrechtstehen doch noch gelingt.

Hinterlistig mein Krummrücken, sagst du. Arrogant meine Schief-, meine Sonderstellung zwischen dem Aufrechtmarsch deiner Wahrnehmungen. Abgestumpft nennst du mich? Nein. Das hast du nicht gesagt, das stimmt. Du sagtest, so müsse man sein um hier gut zurechtzukommen. Mit mir. So fasse ich das auf. Ich fühle mich angegriffen, fühle mich von diesen Worten umzingelt, verletzt, fühle mich von dir so wahrgenommen. Nein, du hast nicht gesagt, dass ich so sei. Nein. Das hast du nicht gesagt.

Ich schlage die Worte nach.

Hinterlistig: hintenherum, insgeheim, intrigant, ränkevoll, clever, durchtrieben, gerissen, heimtückisch
Abgestumpft: abwartend, passiv, apathisch, desinteressiert, gleichgültig, unempfindlich

Ich fürchte nach deinen  Worten, die du nicht direkt zu mir sagtest (vielleicht aber nur, weil du die Gelegenheit nicht dazu hattest), ich fürchte nun um mein Stumpfsein, mein geschärftes, mein geschütztes Empfinden. Bin ich abgestumpft? Ich stelle mir einen gebrochenen Baumstumpf vor. Spitz, brüchig, Innenleben von Insekten durchstöbert, die Rinde gerissen, zersplittert, das Mark fest und dunkel. Wie lange muss ein Stumpf im Wasser wälzen um seine Spitzfindigkeiten zu verlieren, um abzurunden, abzustumpfen? Bin ich so lange Zeit entrückt, dass mir die Empfindungen nicht mehr klar werden? Ich bange um meinen Empfindungszustand.

Sag doch, sag mir wie du mich erlebst wenn ich rede, wenn ich schweige, wenn ich staune, frage, schaue, mich wundere, mich zu- oder abwende. Wie erlebst du mich denn?

Mein Krummrücken ist die Wölbung, die Folge anderer Vorstellungen. Beuge oder brich? Ist das das Spiel was wir spielen?  

Die Räume in mir, die meine gesammelten Wunden beherbergen, diese Wundräume betrittst du nicht! Abschlusskammern, habe ich sie genannt. Zum Verschluss und Verschleiß gedacht, extra dafür her- und eingerichtet. Nicht einmal in deren Nähe lasse ich dich, nicht dich, nicht deine Hammerworte, nicht deinen Sandkornangriff. Ich bin gewappnet. Den Rücken kannst du krumm schlagen, die Wirbelkörper aus ihren Fugen treiben. Die richte ich wieder ein, die krümme ich zu anderer Zeit in die andere Richtung.


Hinterlistig mein Krummrücken. Ja!

Montag, 11. September 2017

Es verschwimmen die Grenzen. Deine Arme, deine Beine, deine Stimme und auch deine Blicke sind mir zu nah, kreuzen und berühren mich. Ich fühle mich unwohl an Orten meines Körpers, die weit über meine Hautgrenzen hinausreichen. Ich ranke aus mir selbst heraus mit all dem Unwohlsein.
Du gehst durch den Raum und ohne dass du es bemerkst, reihst du Ängste in mir auf. Eine nach der anderen nehmen sie Gestalt an. Zorn- und Wutgestalten. Alle Ängste sind kostümiert und du wählst das ausgefallenste Kostüm,  kürst es zur Verkleidung des Tages und alles in mir beginnt zu schäumen. Ich schäume über, schäume aus Ecken und Kanten, Öffnungen und Hoffnungen meines Körpers, meiner selbst heraus. Ich überschäume mich vor deinen Augen.

Es verschwimmen die Grenzen.

Der Herbst brach in den Sommer. Meine Kleider rissen am Saum, meine Füße zeigen weiße Stellen nur da, wo die Sandalen die Schnüre banden. Mein Bauch zeigt Wölbungen und die Stimmen im Rücken nennen Frauen in meinem Alter „ältere Damen“. Ich werde zu früh gebären. Ich werde im Inkubator liegen und irgendwer steht davor und guckt und guckt und berührt mich, als berührte er oder sie meine Ängste. Nichts als Ängste, die dort intubiert und künstlich ernährt werden. Das Alter schützt dich nicht, sage ich zu mir als glaubte ich das nicht. Ich sage das und baue mir ein Nest aus Jahresringen. Ringe, die mich in meinen Grenzen halten.

Und dann sehe ich dich. Rieche deine Bewegungen, schmecke deine Sprache, deine Stimme, die immer nur tönen. In meinen Ohren immer nur tönen. Und wenn ich wollte, könnte ich dich intubieren, deine Stimmlippen nicht zu umgehen. Und dann …  . Vielleicht wärest du ein klein wenig leiser. So ein klein wenig leise, dass sich meine Ängste nicht mehr von dir aufreihen ließen, so stimmlos wie du deine Befehle gäbest.

Die ältere Dame, die ich dann unkostümiert vor die stände, diese ältere Dame lächelte dann. Schaute dir ins Kindergesicht und würde nichts anderes tun als lächeln. Das sei die Gelassenheit des Alters, könnte ich denken, die Gelassenheit der Ruhe und Erfahrung, würde ich sagen. Komm du erst einmal dorthin, oder komm du erst einmal dort an, wo ich jetzt bereits stehe, würde ich an dein Inkubatorglas klopfend sagen können. Doch ich denke, ich würde nichts sagen, nur gucken und staunen und gucken und staunen, wie eine so kleine Gestalt, so eine Größe hatte annehmen können.

Ich sehe dich und ziehe Hautschicht für Hautschicht meine Grenzen.Hfddd>yDDKWJENFÜIUE



Mittwoch, 16. August 2017



Ich habe gehört, in Amerika hat ein Zweijähriges Mädchen die Mutter mit deren Pistole erschossen. Das ist doch Wahnsinn! Wissen sie, das mit dem Tod, das ist wie mit Streichhölzern, das ist nichts für Kinderhände. Die eigene Mutter erschossen, die ist jetzt nicht mehr und das Kind muss damit leben, muss damit vielleicht 100 Jahre lang am Leben bleiben.

Spricht auch keiner drüber. Der Tod ist so etwas Unausgesprochenes. Bei uns jedenfalls, also in der Familie. Wir sagen dann: der ist nicht mehr. Was ja auch stimmt. Der ist ja nicht mehr. Nicht mehr existent, nicht mehr unter uns, nicht mehr am Leben, nicht mehr zu sehen, zu hören, zu riechen. Einfach überhaupt nicht mehr. Nirgends. Und deswegen lässt sich da auch gar nichts sagen. Wie wollen Sie denn etwas sagen, was nicht ist. Und wie wollen Sie etwas sagen, was sie nicht sagen können?

Um das zu verstehen, muss ich nicht Wittgenstein gelesen haben.

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“, sagt der. Nein, sagt der nicht, ist ja längst tot, hat er aber aufgeschrieben, sodass man es nachlesen kann – noch lange nach seinem Tod. Von dem ist da also doch noch was.



Mütterlicherseits alle tot. Familiäres Todesalter zwischen 40 und 50 Jahren. Familiäre Todesursache: plötzliches Herzversagen.


Soldaten zum Beispiel, ja. Da heißt das nicht einfach, der ist nicht mehr. Heißt auch nicht, der ist tot. Der Umstand, durch den ein Soldat das Leben verliert, habe ich gelesen, entscheidet, was zu sagen ist. Ob der nun ein Gefallener oder ein Getöteter ist. Muss man sich mal vorstellen, als würde das irgendwas ändern. Vor allem für die, die da eben noch sind und noch Jahre vielleicht bleiben. Gefallen ist der Soldat nämlich nur, habe ich gelesen, wenn der durch gegnerische Fremdeinwirkung zu Tode gekommen ist. Ansonsten ist der getötet. Was weiß ich, wenn ein Panzer aus eigener Reihe den umfährt oder so. Oder wenn der rennt, weil der vielleicht vor Gegnern flüchtet und dann einen Herzinfarkt hat. Dann ist der nicht gefallen, wenn der denn dadurch gestorben ist, also durch den Herzinfarkt. Aber getötet ist der dann doch auch nicht, ist eben gestorben, wie wir Nichtsoldaten sterben. Oder?

Wie kommen denn Soldaten zu Tode, wenn nicht durch gegnerische Fremdeinwirkung, und ist das nicht sowieso doppelt gemoppelt. Ist der Gegner nicht immer der Fremde? Sollte es eine nicht gegnerische Fremdeinwirkung geben? Das verstehe, wer wolle. Wenn es also aus den eigenen Reihen kommt, oder? Dann ist das nicht gegnerisch, aber wohl doch ein Fremdeinwirken.

Aber da hält man vielleicht auch besser die Klappe drüber. Über tote Soldaten spricht keiner gern. Über die Gefallenen, ja. Zu deren Ehren und so. Aber zum Beispiel über die, die sich selbst das Leben nehmen, also durch Selbsteinwirkung sterben. Da spricht doch keiner drüber. Warum die das machen oder wie viele das schon gemacht haben. Über Selbstmord zu reden ist eh ganz schwer. Selbsttötung. Ist schon ein hartes Wort und die Tat erst. Die können einem leidtun.

Was rennen die denn auch mit den Waffen durch die Wüste. Wird doch keiner gezwungen. Ich kenne einen, der das gemacht hat, aber der spricht da auch nicht drüber. Hält immer fein die Klappe oder sagt, sie hätten nur Straßen in die Wüste gelegt. Hübsch den ganzen Wüstensand asphaltiert.

Aber wenn du als Soldat durch die Wüste rennst, zum Beispiel, dann hast du dich doch vorher damit auseinandergesetzt, denke ich. Also mit dem Sterben. Da rennst du doch irgendwie dem Tod davon und gleichzeitig jagst du den vor dir her, jagst den Tod anderen in den Nacken, hetzt und hitzt, überhastet und stirbst.

Dienstag, 8. August 2017


Alles, was mich bewegt oder unbewegt lässt, sucht sich Platz. Sucht und kratzt. Sucht innen und außen, klopft und tropft, dringt hindurch.  Und ich muss gar nichts tun, denke ich. Also tue ich nichts. Bin bewegt und irgendwie auch unbewegt, bin da und atme - vor dem Neustart die Luft.

Montag, 24. Juli 2017

Deine Wortwahl lässt mich zaudern. Bist die Erste, die mir so begegnet. Auf Worthochebene. Deine Tauschworte behalt! Ich möchte nichts von dir mit mir vermengen. Und doch. Dich sehen, dich lesen, dich erfahren. Das möchte ich.

Wie spruchreif du dir das Haar bindest. Ich staune und sage nichts. Nicht zu deiner Rhythmik, nicht zu deinen Schuhen ohne Schnüre. Ich staune und sage nichts. Nichts zu deinem Mundkraftwerk, nichts zu deinem Kopf, der denkt und denkt und denkt und mich dabei zaudern lässt.

Kreuz und quer deine Nebelschläger mit Händen wie Gewitterwolken, mit Spitzhacken und Spikes wie an eisiger Front. Zwischen denen, die sind wie sie sind, stehe ich ungeschützt. Stehe nackt vor deinem Panzerglas, vor deiner Spritzpistole, bis zum Anschlag mit Abwehrgas gefüllt. Stehe nackt vor deinen Wortparaden.

Was fürchtest du?

Dein Andenken soll ich wahren, sagst du windig und verflüchtigst damit deine eigene Aussage. Andenken. Wogegen habe ich noch nicht angedacht? Wogegen eigentlich nicht?

Das ist meine Abwehr, denke ich. Das Andenken. Immer dagegen andenken! Gegen die Welt, gegen Aussagen und Meinungen, gegen Theorien und Praktiken, gegen Lehrvorschläge und Glaubenssätze, gegen Inschriften und Wahlprogramme. Gegen dich. Gegen mich.

Die Winde auf deiner Hochebene sind scharf und kalt. Nur wenige, die sich dem aussetzen. Und von den Wenigen noch weniger, die dem standhalten. Und von den Wenigen der Wenigen nur Vereinzelte, die dagegen anbrüllen oder mitwinden.

Ob es einsam ist, so hoch über den anderen?

Wenn man die Augen schließt, sagst du, sieht man ja nichts. Also halte ich die Augen geschlossen und warte, bis mich jemand bei der Hand nimmt und führt. Da bleibt nicht viel zu sagen. Mund halten, nicht länger einsam sein und blind führen lassen.


Hör einfach auf dagegen anzudenken. Brauchst nicht einmal mehr mitdenken. 

Mittwoch, 14. Juni 2017



Alles, was mich bewegt oder unbewegt lässt, sucht sich Platz. Sucht und kratzt. Sucht innen und außen, klopft und tropft, dringt hindurch.  Und ich muss gar nichts tun, denke ich. Also tue ich nichts. Bin bewegt und irgendwie auch unbewegt, bin da und atme - vor dem Abschied die Luft. 

Es sind kleine Gesten, leise Worte, scheinbar unbeachtetes Handeln. Nur dass ich sie sehe, höre, beachte. Den Reizrahmen habe ich mir zurechtgelegt. Ausgelotet, abgesteckt, koordiniert.  Und ich beginne mich zu fragen, ob die, die wüssten, dass ich keines ihrer Worte vergesse (wenn ich es nicht unbedingt wollte), wenn diese das wüssten, ob sie alle diese Worte, die sie sagten, wirklich gesagt hätten und wieder sagen würden. 

Die Tage sind gezählt.

Es werden mir fehlen ... So viele Dinge werden mir fehlen. Und womöglich ist das wenig professionell. Aber es ist die Wahrheit. Das bin ich als Mensch an Ort und Stelle. Ich werde anderen Menschen begegnen, anderen Gesten und Worten, die ich unbedingt vergessen werde wollen und doch nicht vergesse. Dennoch bleibt all das, was mir begegnete, bleibt alles, was ich sah, hörte, roch, glaubte, hoffte, bezweifelte, all das und mehr bleibt und ist in meinem Kopf, in meiner Haut, in meinem Bauch. Wird zu einem Teil von mir.

So vieles in mir ist belebt worden. Vieles, was lag und irgendwie noch am Leben war, atmete. Mehr nicht. Und ich bleibe und atme vom Abschied ein wenig Luft.

Dienstag, 6. Juni 2017



Ich sitze am Fenster und die Füße baumeln im Regen. Dritter Stock. Wenn man wollte, könnte man mich springen glauben. Aber ich springe nicht. Bin bisher immer nur weit und hoch aber niemals hinab oder irgendwo hinaus gesprungen.

Weitsprung, Hochsprung, Landesmeisterschaften. Lauf! Spring! Und ich träume immer wieder, dass mir die Schuhe fehlen. Die richtigen Schuhe, die zum Laufen und Springen, diese mit den Spikes in der Sohle. Siegerschuhe eben. Die kauft man nicht in Polen oder in der Tschechoslowakei. Die gab es noch, als ich diese Schuhe brauchte. Also nicht die aus Polen oder der Tschechoslowakei. Aber die Tschechoslowakei gab es noch. Und vielleicht deswegen träume ich noch heute von diesen Schuhen, die ich nie hatte, und von diesem Metallschrank, in dem solche Schuhe waren. Aber nicht meine. Irgendwelche. Fremde. Lauf! Spring! Und das in diesen Schuhen, die keine Siegerschuhe waren.

Die Füße baumeln im Regen und ich ertappe mich dabei, wie ich denke und nicht esse. Das Essen des Denkens wegen vergessen. Und auch keine Lust empfinden. Lust auf Essen. Für irgendetwas in mir wird es gut sein. Das Denken. Irgendein Teil in mir ernährt sich davon, wächst und gedeiht. Oder eben nicht. Das Denken geht ohne Anstrengung. Essen muss gemacht werden. Ich habe keine Lust. Keine Lust den Kühlschrank zu öffnen. Keine Lust Salat zu schneiden. Keine Lust vom Teller Dinge mit der Gabel zu nehmen und zum Mund zu führen. Keine Kau- und Schlucklust.

Die Füße im Regen.

Ich denke an Handlungen, an Fähigkeiten, an Räume und Nichträume und die, die diese beschreiben. Wer beschreibt mir meine Räume? Handlungsräume, Freiräume, Bewegungsräume. Räume, an deren Wände ich stoße, gedanklich anecke oder mich gezwungen meine, die Glaubensrichtung zu ändern. Zwangsräume, Rangzäune.

Und dann. Diese Landesmeisterschaften. Lauf! Spring! Zieh durch! Siegerin auch ohne diese Schuhe mit den Spikes. Siegerin, Beste, Schnellste, Weiteste … Macht doch nichts! Wenn keiner mehr applaudiert. Macht doch nichts, dass niemand etwas anderes erwartet hat! 

Mein Denken bestätigt meine Regeln. Landesdenkmeisterschaften.

Die Zurückhaltetechnik in allen Belangen. Dann kommst du niemanden zuvor. Dann nimmst du niemanden den Raum. Dann ist es nicht klar, dass es immer schon klar war. Nicht anders erwartet!

Mensch. Auch einmal unerwartet sein. In der Leistung.

Die Füße baumeln im Regen aus dem Fenster.


Und doch ist die Denkleistung erbracht. Liegt der Schirm tropfnass in der Badewanne, aktualisiert sich das Inhaltsverzeichnis automatisch und stetig. Bei jedem neu dazu gefügten Wort, jeder Silbe, jedem Buchstaben. Bei jeder Denkverweigerung knurrt mir der Magen.