Mittwoch, 27. November 2013


mit dem Wundrücken durch Quergestänge
mit Armen und Beinen fischgleich farnein und farnab
die Tonspuren werden lauter auf weiter Flur
werden lauterer
und zwischen den Zehen sind Kräuter hängen geblieben
der Gesundheit wegen vielleicht
der Seidenfasern wegen vielleicht
jeden Abend Zahnseidespuren im Waschbecken Querverstrebt
vernetzt als zöge ein Altsommerkleid Fäden

Dienstag, 12. November 2013

Ich bin mir auf die Dächer gestiegen. Morsche, poröse Dachbretter, die alles abschotten und Abzuschottendes fernhalten. Bretter, die nicht die Welt, aber das Abschotten doch bedeuten. Ich bin mit einer zu kurz geratenen Leiter mir auf die Dächer gestiegen. Um zu sehen und zu schauen, um Aussicht zu halten. Hinsicht zu mir oder einem anderen Menschen. Einem Menschen vielleicht, der still- und ebenso ein wenig zudrücken kann. Ich bin mir auf die Dächer gestiegen, um in mir Mutters oder auch von Vaters Worten eines zu sehen. Worte, die sich mir einverleibt haben. Worte, die ich vielleicht nicht ausspreche, die aber in mir hängen, in mir, wie innere Organe. Worte, die herzschlaggleich Ton angeben.

Ich bin mir auf die Dächer gestiegen, und die morschen, die porösen Bretter, die nicht die Welt aber doch mein Abschotten bedeuten, sind unter mir gebrochen und ich bin durch sie hinabgestürzt. Bin gefallen, gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. So ein kleines Stück weit von mir entfernt, bin ich mit dem Kopf und allem, was darinnen ist, aufgeschlagen. Bin kopfseitig erschüttert und herzlastig aufgerüttelt worden durch das Aufschlagen. Mutters Worte und Vaters Worte. Nichts haben sie mit mir angestellt, was sollten einzelne Worte auch anstellen.

Ich war mir auf die Dächer gestiegen und die morschen, die porösen Bretter, die mein Abschotten, längst aber nicht die Welt bedeuten, liegen zerstückelt und kaum mehr als Bretter, die ein Dach bedeuteten, um meinen zerrüttelten Kopf. Liegen und sind Splitter geworden. Herzgrasfasern. Ich fasse mir nicht an den Kopf, doch aber an das Herz, meine Herzkranzgefäße zu prüfen. Mutter und Vater hatten zu Lebzeiten Herzkranzgefäßverschlüsse erlitten. Mehrmals hintereinander die eine, nur einen einzigen Verschluss der andere. Auf. Zu. Auf. Zu. Auf. Als spielte ein Kind am Lichtschalter. Mit den morschen und porösen Dachbrettsplittern um meinen Kopf, schloss ich die Augen. Öffnete sie. Schloss. Öffnete. Schloss. Blieb im Dunkeln liegen. Ein Dunkel, was mir die Welt zu bedeuten begann.

Mutter und Vater. Mutter und Vater. Vater. Mutter. Unablässig gehen mir diese beiden durch den Kopf. Sind mir in Fleisch und Blut und Hirn übergegangen. Ins Herz? Es gibt Gegenden, die schöner sind, Orte, an denen sich das Leben lohnt.

Ich war mir auf die Dächer gestiegen. Und nun sitze ich mit Vater und Mutter, sitze mit den Beiden ein kleines Stück neben mir, ein kleines Stück abgewandt meines Herzens. Und ich werde beginnen die morschen und die porösen Grassplitter einzusammeln, werde beginnen, mir daraus Bretter zu schmieden. Als ließe sich daraus etwas schmieden! Ich werde mir einen Hochsitz aus den morschen und den porösen Brettern bauen. Und dann werde ich mich darauf setzen und Ausschau nach etwas oder jemanden halten.