Freitag, 17. Februar 2012

Ich schreibe heute um meinetwillen. Ich bin bemüht heraus und unters Wort zu kommen. Ich grabe, wühle, wälze, (und hier müsste ein Wort mit g beginnend kommen, nicht graben, aber sinngleich). So ist das Schreiben, es verlangt und zieht Rhythmen. Aber wo, in der Rinde eines viele hundert Jahre alten Baumes, findet man das eingestickte Kürzel seiner Selbst? Man schaut und weiß, hier an dieser Stelle müsste es doch sein, oder dort an jener. Man sucht und schaut und sieht doch nichts von dem, was man dort vermutet hatte. Ja sogar gewiss und ganz und gar sicher gewesen war, es hier zu finden.

Such und hol das Stöckchen!

Wer mich liest, muss mit den hunderttausend Fragesätzen Vorlieb nehmen. Was sonst ist Antrieb? Als das Getriebe in Gang zu gängeln. Und halten. In Antrieb halten!
Einer fragte gar, wo denn die Handlung sei. Und ich sagte nur: hier nicht. Wobei ich nun überdenkend feststelle, ist beinah in jedem Satz Handlung. Sie wird nicht vorgegaukelt. Sondern steckt im „Sprechakt“ selbst. Denn wenn nicht mein Denken handeln ist, was ist es dann? Und wenn nicht die Texte, mit ihren Absätzen, mit deren Sätzen und jenen Worten die Denkhandlung zum Ausdruck bringen oder gar eine andere, von mir ganz losgelöste in Gang setzen, was dann?

Durch handelnde Figuren Charaktere zeichnen. Geschichten erzählen, Eigenheiten der Jeweiligen entwickeln und durch Handlung beschreiben. JA. Sollte ich eine Geschichte erzählen wollen. Ist also der beginnende Gedanke zu einem Text, was wird eigentlich dargestellt? Was will aufgezeichnet werden. Nun ist man scheinbar am besten beraten, sich auf sich selbst zu verlassen (sich selbst verlassen)? Ich spreche nicht über Interpretationsakte. Jeder den seinen. Akt.

Ich schreibe ja heute um meinetwillen. Das sage ich unverblümt. Manchmal sind die Gedanken zu lastig, um sie stetig mit sich herum zu tragen. Deswegen schreibend ablegen. Das denke ich mir heute. Ja. Ich lege ab und vielleicht beziehe ich damit eine Stellung. Eine Festung?

Manchmal quält mich ein Innenleben, das sich nicht ablegen lässt. Und ich suche Sätze und finde kaum Worte. Kein Gehör.

Such. Hol das Stöckchen!

Freitag, 20. Januar 2012

Und wenn einer kommt und sagt: du bist. Dann bist du eben. Auch weil du nicht anders bist, sondern allein das Sein, ist es, was du bist. Dann drehst du im Kreis, als drehte ein anderer dich an deinen Ecken greifend, dich herum, wie im Wind. Drehst du dann. Mancherzeits möchtest du schreien, weil dir nicht nach Drehen ist. Aber auch still möchtest du nicht sein. Und dann kommen Zweifel. An dir selbst, an den anderen. Irgendwo ist immer Platz einen Zweifel hinein zu legen. Und was zum Erliegen gekommen ist, bleibt. Es bleibt und ist. Ist dort und nicht anderswo. Ich kann mich selbst an den Ecken nicht greifen. Mich dorthin zu bewegen, wohin ich möchte, dorthin, wohin ich sollte. Der Himmel ist oben und wir stehen hier, schauen hoch und wissen, es ist Himmel. Aber hier. Das was hier ist, das wissen wir nicht. Vielleicht weil wir nicht schauen, denn wenn wir schauen, gucken wir nach Oben und selten anderswohin.

Und nun bin ich. Es war einer gekommen. Er war voll Elan und konnte mich nicht bremsen. Immer nur beschleunigen. Und obwohl ich stille saß, raste ich langhin. Raste seinem Elan hinterher, vielleicht auch obauf. Es ist nicht leicht den Schritt zu halten, wenn ein anderer rennt und an einem zerrt. Wieso zerrst du so? Hatte ich fragen wollen. Doch ich fühlte meinen Mund sich nur öffnen, ohne Worte zu formen. Stell dir vor, du sitzt im Sand. Du hast Wasser, du hast Backformen. Du bist sicher, du möchtest einen Kuchen aus Sand bauen. Du hebst sacht ein kleines Loch aus, du füllst wenig Wasser hinein. Du durchknetest die feuchte Erde als würdest du sahnigen Teig durchwalken. Du formst mit deinen Händen einen Teil der Erde in die Backform. Du weißt, was daraus werden wird, du siehst es vor dir. Du freust dich in deiner Erwartung der werdenden Dinge. Du hebst das Förmchen, welches du mit Inhalt behutsam über Kopf auf den ebenen Rand des Sandkastens gestellt hast. Du hebst das Förmchen in deiner Erwartung, du bewegst die Lippen, die Zunge, den ganzen dir zur Verfügung stehenden Mund. Mit den Augen bist du schneller als mit den Fingern. Du schaust schräg unter das Förmchen, welches deine Finger noch zu tief über das darunter liegende halten. Du guckst und siehst schon. Es ist zerbröselt. Ist formlos. Ist nichts als feuchter Sand. Und dein Mund bewegt sich frei im Raum. So ist das.

Dienstag, 17. Januar 2012

G-Punkt Waldakt Eine Naturbetrachtung


Be 1: Hörst du das Fingerzirpen?
Be 2: Ein Rauschen vielleicht.
Wie leichtes Reiben.
Be 1: Beine aneinander und Widerhaken Töne reiben.
Be 2: Ja. Das Zirpen.
Be 1: Muss heiß sein, als wollte man ein Feuer entfachen.
Be 2: Wo keines ist?
Be 1: Wo eines entfachen kann.
Be 2: Bei der Hitze!?
Be 1: Zwischen Bäumen und Brandgefahr.
Be 2: Ja. Da hindurch dringt es.
Be 1: Dringen Schwingen Liebesklingen
Akt!
Be 2: Nackt?
Be 1: Nein.
Be 2: Was sonst, wenn nicht nackt?
Be 1: Zwischen Bäumen!
Be 2: Sie sind wie Zitronengelb auf Rot …
Be 1: … Rotkehlchenliebe auf Grün …
Be 2: … zwischen Ästen
Be 2: Farbakt. Drunter & Drüber.
Be 1: Oder inwendig.
Be 2: Was sonst?!
Be 1: Akt!
Be 2: Trakt
Be 1: Traktat
Be 2: Traktor
Be 1: Rau Faser. Rau faserig.
Be 2: das Kahlschlagkorn …
Be 1: oder Feldbett Bett im Feld mit Korn
Be 2: Kornfeldbett
Be 1: Zwischen Bäumen?
Be 2: Er ? Sie ?
Be 1: Ich ! und Du !
Be 2: Vielleicht tut es weh.
Be 1: Ja. Wenn man so schaut.
Be 2: zwischen Bäumen hindurch.
Be 1: G E W A L T A K T
Be 2: Dieses Ineinander.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Es ist Januar. Vielleicht einer der kahlsten Monate, denke ich, während ich Tee trinkend am Küchentisch sitze und durch das Fenster auf den Innenhof schaue. Kein Blatt, kein Schnee, kein Mensch. So meine Aussicht heute. Nur Kahlgeäst, Baumgerippe, Gräten ohne Sommerfleisch. Wer die schneefreie Winterzeit und ihre knochigen Landschaften liebt, liebt doch alles. Was macht diese Liebe noch her? Ein ausstaffiertes Kleid, welches zu jedem Anlass getragen wird. Fleckig, rissig, an den Säumen offenherzig. Einen Ort bergend, an den jeder, der will, hinan greifen kann. Auch das Leben ist so ein Ort. Nicht unbedingt jeder, der will, kann. Aber die meisten eben doch und eben auch so, wie sie es möchten. Greifen hinan und hinein. Selbst jetzt, da es nicht regnet, ist die Januarwelt grau.

Die Häuser selbst sind grau. So einfallsreich ist der Mensch. Grau betoniert er seine Schutzwände. Als wären wir alle Maulwürfe, ganz ohne Blick für Farbe und Glanz. Wenn man sich wenigstens eingraben könnte.

Ach. Heute soll kein Tag für Farbe werden. Dabei erinnere ich mich an grünes Haar, blaue Haut und wüstensandiges Händehalten. Das war als kitzelten tausend kleine Gefühle meine Handinnenfläche. Von den Fingerspitzen her breiteten sie sich aus, kleine Rinnsale, die sich in meiner Hand zum Meer ergossen. Und jeder Herzschlag schlug Wellen. So aus dem Innern hervor, ganz unmerklich, wenn man nicht wusste, wohin zu schauen.

Dann stehst du in der Elektrischen. Hand in Hand. Und ganze Ozeane beben. Unwillkürlich löst du deine Hand aus der anderen. Du musst schauen, musst hinsehen, weil zwischen den Linien deiner Hände Fische springen. Ein Wind weht durch das offene Fenster zwischen die Fahrgäste, frischt auf, und ebenso unbeabsichtigt, wie du deine Hand eine Sekunde zuvor aus der anderen gelöst hast, löst sich dein Mund zu einem Atemtor auf. Du tauchst aus den Meertiefen auf und lebst. Inmitten der Elektrischen, inmitten der Menschen, inmitten einer Stadt aus grauem Beton atmest du.

Aber heute ist kein Tag. Eher ist es ein Zustand. Ein Nacktsein in Kälte, ein Warten auf Regen. Nicht, weil man Regen ersehnt, sondern weil man weiß, er wird kommen.