Donnerstag, 14. Juli 2011

Wir leben aus Kisten. Alles Hab und Gut ist verstaut und wirft Fragen auf. Wirft um sich mit der Tatsache nach Gut und Haben. Ist wirklich alles gut? Oder ist der Raum um die Kisten herum größer, weiter, flächiger? Ist die Frage nach dem Soll – ob nichts oder mehr – die dringendere? Womit füllen wir den Raum, der bleibt?

Und nun ist die Zeit des Aufbruchs. Darum muss ich keine Reden mehr machen. Denn sie ist. Ist permanent. Beim Erwachen, zur Mittagsstunde, abends. Immerzeit und allwährend sind wir selbst Um- und Aufbruch, sind abreißend und abreisend.

Die Dächer, die ich über Jahre studierte, betrachte ich nun wie alte Bekannte, verabschiede mich leise. Betaste mit den Augen jede Ziegel, jeden Schornstein, jeden nistenden Vogel. Auch sie werden ziehen, denke ich. Wahrscheinlich in andere Richtungen, aber davon. Doch ich werde nicht zurückkehren, sondern fort- und anderswo bleiben.

Wie ein Vorhaben plötzlich Wirklichkeit wird. Jahre glaubte man noch vor sich zu haben und mit einem Mal, sind es wenige Stunden und Männer stehen vor der Tür, klingeln, packen Kisten mit Hab und Gut, verstauen den eigenen Raum in ihre beweglichen Wände, transportieren das eigene Leben aus Sichtweite, löschen die letzten verbleibenden Spuren. Und mit ihnen ist ein Teil des bisherigen Seins aus der Stadt, ist hinfällig für die Gegenwart und die Zukunft vor Ort.

Was kommen wird?
Zu Beginn: weitflächige Zeit. Eine Zeit des Entdeckens. Wir werden Landschaften sehen und durch sie streifen, als streiften wir durch unser Leben. Was und wie es bisher war. Auch durch das, wie und wo es vielleicht sein wird. Wir werden Wetter und Menschen erleben, werden, mit welchen Umständen auch immer, durchhalten wollen. Mancherorts werden wir stehen bleiben und gar nicht begreifen, was uns womöglich ergreifen wird. Es werden Momente sein, die uns stärken, die uns Richtung sein werden.

Und später: werden wir uns angekommen glauben. Glücklich. Zufrieden. Erschöpft. Mit dem weitflächigen Raum unter der Haut. Dem eigenen Sein und Gut.