Freitag, 17. August 2007

16.08.07

Korrespondenz.

Finde langsam zur Ruhe. Zweiundsiebzig Stunden. Die Zeit hat es gebraucht. Ich wachse wieder, wachse mir aus den Ohren, Augen, Nase, Mund. Beine, Arme, Rumpf, alles wieder da. Rudimentär aber doch sichtbar. Vom Kriechen zum Gehen. Das dauert.

Schwanke im Gehen, Stehen, lehne mit dem Kopf gegen das Fensterglas der Straßenbahn und denke mit geschlossenen Augen, dass die Übrigen mich sehen. Wenn ich schlafe. Wenn ich mal schlafe. Nach den Stunden, den Unruhen, den Stürmen und Wellen. Dann lache ich wieder, müde, weil ich meine Augen auf zwingen muss. Zum Aufstehen zwingen muss. Muss aussteigen, gehen, die Straße entlang, am Fluss.

Die Unruhe und die Schlaflosigkeit, die Müdigkeit, das Abebben der Gedankenflut. Alles ein Kreis. Und ich suche Kontrolle. Über mich selbst?

Ich erlahme.

Wenn das Glas nicht wäre, ich wäre aus der Bahn auf die Gleise gestürzt. So wie ich heute schon vom Stuhl fiel. Einfach so. Habe es noch gemerkt. Aber da war schon nichts mehr zu tun. Kein Ankommen. Dagegen.

Bin in der Nacht ohne Brille gefahren. Zum Flughafen, habe die Spurrillen verfehlt und bin den Himmelskörpern gefolgt. Irgendwo müssen die ja runter kommen, habe ich gedacht. Das war, als fahre ich in die Blindheit hinein. Alles Dunkel, immer nur die ersten, nur die berührbaren Meter vor mir. Sichtbar war kaum etwas.

.

Wieder hin zum Schreiben. Und das Eigentliche lässt sich nicht schreiben. Nicht mit den Fingern, der Tastatur. Also schreibe ich Notizen, schreibe, was mir über die Finger kommt. Und manchmal auch über die Lippen, weil ich dann laut werde. Mittendrin. Am Tag. Und nachts. Damit umgehe ich die Auseinandersetzung. Muss mich mit mir auseinandersetzen. Später wieder zusammen. Vom Tisch, in Einzelteile. Am Tisch, aus Einzelteilen. Das ist so ein verrücktes Spiel, ist nicht mal ein Spiel, wenn da etwas daneben geht. Unter den Tisch. Zum Beispiel.

Bin ständig Menschen ausgeliefert. Die machen, was sie wollen. Ich sehe schon, worauf das abzielt. Das Ganze. Die sagen etwas und ich reagiere. Wie ein Hampelmann. Innerlich ist da eine Kehrtwende, und ich weiß, irgendwann bricht es auf, bricht auf und spritzt denen mitten ins Gesicht. Vielleicht fürchte ich mich davor, aber bei dem Gedanken daran, muss ich lachen.

.

17.08.07

Selbstbetrachtung. Selbst Trachtung.

Habe einen Mann ohne Beine gesehen und mich gefragt: wie geht das?

Nur noch Rumpf und Kopf, Arme. Und ich rede vom Schrumpfen und Wachsen. Dem und dort gewachsen sein. Woran denn wachsen? Am ewig Gleichen?

Mich kennen Menschen, das bemerke ich auf der Arbeit, beim Bäcker, an der Ampel. Da werde ich gegrüßt und nach Befinden gefragt. Nur so und ich nicke und frage zurück. Ohne Absicht. AbsichtsLos.

In der Mittagspause werde ich zur Stammkundin, bei der Arbeit zur Kollegin, Angestellten, Vorgesetzten. Zu Hause bin ich Schläferin, Liebende, Geliebte, Kind, Frau, Schreibende. Wer bin ich denn. Außerhalb dieser Räume? Und auf Reisen, in Zwischenräumen, Nischen?

So und nicht anders.

Trachte nach mir selbst.

Wie ich so trachte . betrachte . ver achte

„Wir vergessen, dass wir hier in einem Ausnahmezustand leben“, sagte heute eine Verlagsvertreterin zu mir. Ja, so kann man es auch sagen, wenn man meint: überall sonst herrscht Krieg.

Wovor soll ich mich fürchten? Dass man mir in den Kopf schießt?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.