Einer sagte mir, ich sei nicht liebbar. Was sollte ich machen, ihn vom Gegenteil überzeugen?
Oder einfach davon, dass es das Wort gar nicht gibt. Liebbar. Liebensunwürdig. Der Liebe nicht würdig. Aber hätte er das gesagt, er hätte gegen d a s Grundgesetz verstoßen. Ob ihm das bewusst war, und er sich deswegen ausflüchtete? Aber das traute ich ihm dann doch nicht zu. Und, fragte ich, soll ich deswegen jetzt gehen? Jetzt nicht. Ich ging, als er noch schlief.
Während der Arbeit schenkte mir einer einen Gedichtband. Für sie, sagte der. Und ich nichts. Stand nur da und wusste nicht, weshalb. Er zur Tür und ich hinterher, rief, ich würde lesen, und dann würden wir sprechen. Er lächelte. Ging. Habe bis heute noch nicht darüber gesprochen. Das Gedicht auf Seite 58 liebe ich, aber auch das könnte ich dem nicht sagen.
Der älteste Knochen der Stadt lud mich ein, und bei der teuersten Pilzsuppe, die ich je gegessen habe, hat er mir sein leeres und altersschwaches Herz eröffnet. Er sei verheiratet aber seit 30 Jahren einsam. Sie lebten nur nebeneinander. Tag. Nacht. Für die ganzen elenden Jahre schon. Ich traute mich gar nicht. Hatte Angst, die teuere Suppe kalt werden zu lassen. Er sei verheiratet. Ist er es? Oder nicht? Dass die Menschen Tatsachen mit Fiktionen so gern verfeinern. 30 Jahre. Mein ganzes Leben, ein wenig sogar darüber hinaus. Immerhin, der älteste Knochen hat demnach viele Jahre anders verbracht. Was soll ich sagen? Ich meinte, er solle die Suppe nicht kalt werden lassen. Da hat er sich den Mund verbrannt. Greisenlippen, die ein so altes, dunkles Loch verborgen halten.
Mit einem saß ich am Fluss. Da wusste ich noch nicht, welche Bedeutung der Fluss für mich noch haben würde. Der war ganz genau. Wie ein Lineal. In Millimetern, Zentimetern ablesbar. Mit dem hätte ich die Welt vermessen können. Aber Spaß? Der hat jetzt bestimmt eine Liebenswürdige. Wenn man da das i vergisst. Lebenswürdige.
Bin das absehbare Ende des Stammbaums. Irgendwann bricht immer ein Ast. Bricht und stürzt zu Boden, wurzelt vielleicht. Treibt neue Triebe. Neuanfang! Mit absehbarem Ende. Treibe mich nicht weiter.
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