Donnerstag, 22. Oktober 2009

Nachts, wenn ich durch die Straßen laufe und nicht begreife, dass ich nicht nur durch Straßen sondern auch durch eine Stadt, durch eine Gegend, irgendwo durch einen Kontinent, durch ein Stück Welt laufe, sind es die Geräusche, die sich verdoppeln. Mehrlingsgeburten, von allen Seiten drischt etwas auf mich ein, und dieses etwas, dieses undefinierte Vielzeug ist es, das mich vermissend macht. Ich Frau, werde plötzlich Kind. Stehe als Kindfrau und gebäre Mehrlinge in die Nacht, die nichts weiter sind als vergangene Tage. Und ich, mehr Kind als Frau weiß weder mich noch die Geburten zu nähren, zu wärmen, zu überleben. Überliebensfähig. Ist keiner von uns. Nicht Frau, nicht Kind. Nachts, wenn ich durch die Straßen laufe und nichts begreife, sitzt ein anderer Teil von mir im Verhörsaal, der nur Raum mit Wänden ist. Aber diese Wände haben Ohren, überdimensional und die machen den Saal, machen das Gesagte zum Gehörten und später in den Gassen um mich herum, wird es Geräusch. Geräusch im Verhörsaal kann das Knacken im Holz sein, kann in den Gängen der Wände ein Wurm nur sein. Ein vielgliedriges Mehrlingswesen nur. Geräuschkulisse ist immer aus Gesagtem gehört und für unbedeutend Gehaltenes. Nachts.

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