Mittwoch, 3. September 2008

Dass sich in der Sprache unsere Verletzungen zum Ausdruck bringen, habe ich gelesen, oder viel mehr wurde mir vorgelesen. Ich weiß nicht, ob ich was ich höre, glauben soll oder der Unterstellung, die Ohren seien wenig vertrauenswürdig nachgebe und lächelnd abwinke.
Man hört auch, was einmal ausgesprochen ist, sei tief im Innern geheilt, zumindest in Anfängen im Heilungsprozess. So könnte ich mir Sprache als Verband, als Heil- und Wundsalbe vorstellen. Und sofort assoziiere ich mögliche Inhaltsstoffe mit der dazugehörigen Allergie, wie die Linderung tiefer schürfend Unheil stiftet.

Sprich nicht alles aus! Mahne ich mich.

Manche Menschen fahren einem wie mit einem Panzer über den Mund. Früher stand ich unfassbar wenige Sekunden still, bevor sich meine Lippen in Zuckungen wieder zu regen begannen. Heute bleibt alles brach. Irgendwann gedeiht auch kein Kraut mehr.

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Ich fürchte Zahnärzte und versuche derlei Arztbesuche zu vermeiden. Jahre kann eine solche Meidungsstrategie gut gehen. Aber am Montag stellte ich mich all meinen Ängsten, die nach Terminvereinbarungen wie wilde Meutetiere über mich herfallen. Ich habe sie alle in die Falle gelockt, mich auf den Zahnarztstuhl gesetzt und sie in der Mundhöhle vergiften lassen.

HAH!

Jedenfalls hatte ich bisher noch nie einen solchen Zahnarztbesuch erlebt. Alle nett, ich im Mittelpunkt, eher mein Gebiss. Röntgen, Reinigung, oben Abdruck, unten Abdruck, Beratung und Überweisung zum Kieferchirurgen. Niemals verbrachte ich eine Stunde in einer Arztpraxis. Fazit. Meine Ängste sind im Gift schmaler geworden, nähren sich allerdings bereits an der Aussicht auf bleibende Helle für sie, denn ihre Sonne geht, bei dem Gedanken an Weisheitszahnentfernung, strahlend auf. Sie erklimmt den Himmel und brennt leuchtend heiß, setzt Nährboden für jederlei Angstvorstellung. Strahle! Strahle! Strahle!

Gesichtschirurgie steht auf der Visitenkarte. Erstmals wird mir im Zusammenhang mit Zähnen das Gesicht bewusst. Mit verschlossenen Lippen sind die Beißapparate dem Gesicht nicht zugehörig. Wie plötzlich sich mit dem Öffnen der Schleusen die Einsicht der Ansicht ändert.

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