Leerzeichen, sagte eine, benutze sie nicht.
Das ist mir im Ohr geblieben. Ich weiß nicht mehr, wo und wann ich es hörte. Aber ich weiß, dass es eine Frau war, die das sagte. Und zum ersten Mal dachte ich darüber nach, was Leerzeichen eigentlich sind. Ein Paradox. Ein nicht erkennbares Zeichen. Wobei. Doch erkennbar, durch das Weglassen allen Füllstoffs. Diese Stimme, die von irgendwoher klang, werde ich im Kopf behalten. An einem Fleck irgendwo im Gedächtnis, an einem Platz, der umgehend geräumt wurde. Wie ein leerer, ein unbesetzter Stuhl wird dieser Flecken jetzt für lange Zeit belegt sein. Ein Zuschauersaal, so stelle ich mir das Erinnern vor, aus dem hin und wieder einer aufsteht und geht, einfach verschwindet, und der leere Platz bleibt zurück, als hätte niemals darauf jemand gesessen. Und ebenso kommen andere, die sich nur kurz umschauen und dann bleiben. Für eine Weile oder auch länger. Einige überwintern, während ich, also mein ICH, auf der Bühne stehe und hinab schaue, immer diesem Spotlight hinterher, der durch die Zuschauerreihen streift und die Bewegung, wie manchmal auch die Ruhe verfolgt. Manch einer war schon im Saal, bevor ich überhaupt erst auf die Bühne stieg, bevor ich überhaupt begriff, meinen Blick als Leuchtpunkt zu nutzen. Und mancher, so macht es den Anschein, wird ewig bleiben. Ewigliches. Wenn es zuviel wird und Unruhe im Zuschauerraum eintritt, dann setze ich alle Hebel in Gang und lösche das Licht. Stockdustere Finsternis und nur ich auf der Bühne, leicht oberhalb der Sitzreihen. Dann wird es still und mir ist, als hielte ich die Augen geschlossen. Leerzeichen rücken Abstand zwischen die Füllzeichen und erst mit dieser Fehlstelle rückt Sinn in Sichthöhe.
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