Samstag, 15. März 2008

Freitag. Der mit dem Gedichtband war da. Er weiß nichts von Seite 58. Er weiß nichts von meinen Gedanken. Als ließen sich Gedanken abstellen, habe ich sie in einen der hintersten Räume, hinter unbetretbare Räume verbannt. Seinetwegen auch. Bis zum Äußersten laufe ich ihm nicht mehr nach. Weil der Punkt, an dem die Richtungen sich wechseln ja doch kommt. Oder, weil er und ich ihn längst erreicht haben. Überschritten sogar.

Er sagte einmal, er hätte mich hier noch nie in der Kirche gesehen, und dass das eine der Angelegenheiten ist, die er der DDR-Führung am meisten verübelt. Die Abwendung von Kirche und Gott, die Anmaßung, sich über Kirche und Gott hinweg zu stellen, die Gewalt, die Menschen vom Glauben abzubringen. Da wusste ich, ich würde ihm nichts weiter zu sagen haben. Die Zukunft lang nicht mehr. Über mein Schweigen geht er hinweg und setzt sich darüber, obenauf sogar. Wie ein dicker Spatz, der den Schnabel nicht halten kann, höre ich ihn aus meinem Haarnest heraus Töne schlagen.

Früher Vogel fängt den Wurm, denke ich. Aber um mich zu fangen, ist die Zeit abgelaufen.

Ob die peniblen Menschen ihrer Emotionen Herr sind? Ich frage mich das, weil es annehmbar wenn auch nicht glaubhaft ist. Das Versteckspiel zwischen Verstand und Gefühl ist ausgewogen. Wenn der eine den anderen sucht, ist dieser unauffindbar. Und wenn der Suchende dann vogelfrei ruft, gibt er den Nicht-Auffindbaren zum Abschuss frei. Was mache ich, wenn ich über den Verstand nicht hinaus und somit nicht in die Gefühlswelt hineinfinde? Was wird aus mir, ergibt sich das Gegenteil? Ich werde Vogel, gehalten in einer Voliere. Flugfrei aber lange nicht Freiheit findend. Ein getäuschter Insasse.

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