Samstag, 9. Februar 2008

Verglichen mit den Jahren, streift die Zeit uns nur. Und während sie streift, welken wir am Leben, noch bevor wir überhaupt irgendetwas verstanden haben. Kommen doch über die Selbsterklärungsversuche nicht hinaus, wollen im Existieren die Existenz erkennen. Deren Funktion, Sinn und Zweck.

Seit Jahren schon. Erreicht mich eine Karte. Eine Schrift aus Kuba. Ich kenne Niemanden dort. Auch kaum die Schrift. Nur deren Wort, Inhalt und wie gefesselt fühle ich mich eingeengt.

> Eine Karte wird nicht tragen können, was zu erklären nötig wäre … <

So beginnt das kurze Schauspiel, die Darstellung der Gedanken. Ich stelle mir vor, wie eine Karte aus Kuba Unerklärtes trägt. Auf dem Kopf, auf den schmalen Kanten, auf dem für die Briefmarke reservierten Platz.

> und ist es dies überhaupt noch die Zeit … ? <

Das weiß ich nicht. Wir reden uns ein, Zeit sei vergänglich. Aber daran glaube ich schon lange nicht mehr. Demnach mag die Zeit noch sein, sie hält an. Immerfort. Sie dauert dahin.

Wie kam das Leben, das wir führten zustande, und wie konnte die Trennung der Züge es derart entreißen. Wien. Wir teilten das Abteil obwohl wir wussten, der Zug würde sich trennen, jeder Wagenabschnitt eine andere Richtung einschlagen. Wir saßen und blickten zeitgleich aus dem Fenster, schauten dieser Landschaft nach, vielleicht trauerten wir. Und als wir in den Bahnhof einfuhren, nahm er Gepäck und Gedanken, ging in den Abschnitt, der weiter nordwärts fuhr. Ich blieb sitzen. Seither trennt uns alles. Über Kilometer, über Jahre hinweg. Irgendwo fern wissen wir voneinander, so unergründlich ist das Nahe, dass wir es nie wussten, solange wir beieinander saßen. Komm fern, möchte ich sagen, und immer weiter. Einzig mein Erinnern gibt mir eine Vorstellung von ihm, der mir aus Kuba nach Jahren eine nicht tragbare Karte schreibt.

> Entgegen dem, was ich glaube, dass Du es annahmst, kannte ich damals die Zukunft noch nicht, als wir vor Zeiten ein letztes Mal uns Wort und Sitz teilten. <

Ich nahm nicht an, eine Zukunft zu wissen. Wenn ich über die Vergangenheit nachdenke, war nichts so, wie ich es angenommen hätte. Und noch weniger nahm ich über ihn, mit dem ich so wenig verbrachte, etwas an. Vielleicht nur, dass ein Fragment seiner Zukunft auch meine wäre.

> was mir bleibt, ist Dir das Beste zu wünschen. Ich wich niemals ab von diesem Wunsch. <


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