Dienstag, 19. Februar 2008












Es ist wieder warm. Beinah Frühling und ich war am Fluss. Eine ganze Schulklasse spielte Basketball im alten Hafen, ich zählte ihre Fehlwürfe und fand die Mädchen ganz furchtbar. Wie sie kreischten und keiften. Einen Baum sah ich schon Blüten tragen, dabei ist Februar. Und nur weil Ostern so zeitig im Jahr ist, bedeutet das doch nicht die Verschiebung der Jahres-, der Blüh- und Gedeihzeiten. Ich trauerte kurz um diese Frühgeburten der Natur, dann sah ich eine Mutter mit Kind kommen, sah sie neben mir Platz nehmen und wusste gar nicht, was ich davon halten sollte. Kreischendes Kind. Ganz klein, beinah noch nicht sichtbar. Die Mutter dafür umso deutlicher in ihrer Schönheit, in einem Aussehen, das gar nicht wie Mutter wirkte. Also ließ ich sie still sitzen, während ihr Kind schrie und blätterte laut im Wind meine Zeitung um. Demonstrativ richtete ich die Schlagzeilen auf die Frau neben mir. Sie sollte sehen, welche Welt ihrem Kind bevorsteht. Aber ich glaube, sie schaute gar nicht. Nahm mich überhaupt nicht wahr, was auch erklärte, weshalb sie ungebeten, ungefragt so nah neben mir Platz nahm. Mütter haben nur Augen für ihre Kinder. Und später haben dann andere die Augen, und die Mütter sind damit beschäftigt ihre Kinder ins Trockene zu bringen. Also landeinwärts. Weil in Zukunft die Meere auf das Naheliegende übergreifen werden. Dann wird gesagt werden, hier, wo jetzt Wasser ist, war früher einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, Land. Vielleicht ist unter uns eine Straße, wird man sagen und mit Taucherbrille vom Bootrand unter die Oberfläche schauen. So wie wir heute auf höchsten Bergen stehen und meinen, damals war hier alles Meer. Und dann sind wir ganz stolz, wenn wir im Stein die Form einer Alge wieder erkennen. So ist das eben. Mit den Gezeiten und der Wandelbarkeit. In Zeiten höchster Flexibilität sollten wir damit doch umgehen können. Wahrscheinlich sind Pendler die Bessergewöhnten. Sie wissen jetzt schon, wie es ist, den Ort wechseln zu müssen.

Und vielleicht ist das mit Ort, Heimat und Sprache wie mit Aggregatzuständen? Sie schwanken, sind änderbar und von äußeren Einflüssen abhängig.

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