Mittwoch, 9. Januar 2008

Die Zeit ist von Gestern ins Heute übergangen ohne, dass ich es bemerkt habe. Die Stadt liegt, und auch ihr ist die Unruhe nicht anzusehen, wenn man wie ein Vogel herab sieht. Stockwerk für Stockwerk klettert mein Blick, bis er angekommen ist, wo das Leben stattfindet. Ein Markt der Heiterkeiten. Er liegt direkt vor meinen Fenstern, und ich sehe hinab, spüre noch die Schwere, mit der sich meine Augen an das Treiben gewöhnen müssen.

An Drahtseilen bin ich aufgehängt. Wirbel für Wirbel umspielt mich ein Fremdkörper, weil das Körpereigene nicht mehr bereit war, die Last meines Menschenlebens zu tragen. Brach zusammen. Ohne Laut und Ton. Stand und brach in mir zusammen. Zuletzt hielt die Haut, auch wenn sie spannte und zu reißen drohte. Aber sie hielt und ich verdanke ihr den Stand der jetzigen Dinge.

Seither ist Zeit etwas, wofür ich das Gespür verloren habe. Sie existiert, wie anderes um mich herum. Aber ich nehme sie erst an den Dingen wahr. Wenn sie sich eingebrannt, wenn sie geurteilt hat. Immer erst dann spüre ich ihre Nähe zu mir. Mit dem Verlust der Gegenwart, weil die Zeit mir eine Vergangenheit diktiert. Sie etwas zu laut vorsagt, wie eine Souffleuse, die meint, ich finde den vorgeschriebenen Text nicht mehr.

Unten treiben Menschen, und ihre Stimmen klettern, wie zuvor mein Blick, die Mauern entlang. Ich vernehme sie, wenn sie meine Fenster erreichen und eindringen. Bis an meine Drahtseile reichen sie heran und versetzen sie ins Schwingen. Wirbel um Wirbel breitet sich in mir ein Klang aus, ein Fremdkörperklang. Dagegen komme ich nicht an. Und das. Ist meine Gegenwart.

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