Mittwoch, 19. Dezember 2007

Heute. Mit Schafsfell unter den Füßen schleiche ich durch die Zeit. Eine Zeit, die über das Heute nicht hinausreicht. Und Morgen wird es wieder so sein. Dann vielleicht nicht mit dem Fell, aber an etwas muss ein Anfang sich aufhängen. Mein heutiges Anfangen oder auch Aufhängen also mit Schafsfell unter den Füßen. Man hört mich nicht kommen, doch dann geht mir ein jeder gleich an die Füße. Als trage ich mit dem Fell ein Aushängeschild für einen Streichelzoo.

Einer sagt, anfangen und angefangen sein, ist ein Unterschied. Der spricht von Geschichte und Biografie. Und ich sage dagegen gar nichts. Aber ich komme nicht drum herum, mir daran den Kopf zu stoßen. Erster Blick: Aktiv. Passiv. Darin läge der Unterschied allerdings nicht, betont er dann. Als ich darüber schon stolz meine Brust ausstreckte. Muss ja nicht jeder an meine Füße.

Beginne ich und behaupte, längst begonnen worden zu sein. Vielleicht hat der Nachbar gespuckt und dabei meinen Namen gegurrt. Das passiert, kann jedem passieren, wenn man bedenkt, wie nah wir uns alle liegen. Abends im Bett an der Wand. Dann liegen wir und lauschen dem Rauschen, von dem wir meinen, es sei das Wasser in den Heizungsrohren. Dabei lauschen wir unseren Gedanken, wie sie im Mauerwerk auf die des Nachbarn treffen, wie sie plauschen und sich austauschen und womöglich noch über ihre körperliche Gestalt lachen. Wir sagen uns, es ist die Heizung, weil wir nicht gerne hören, wenn einer über uns lacht. Und dann übertrumpfen wir uns an Selbsttäuschung.

Mit Fellfüßen stehe ich am Fenster und sehe die Huren über den Kai stolzieren. Ihr Warten ist immer auch ein Gang ins Meer. Sie halten Ausschau nach Matrosen, die das Meer wie Tang anspült. Der Tang verfängt sich im Holzgestänge oder in den Ankerketten der Schiffe. Die Matrosen hingegen verfangen sich zwischen den breitbeinigen Frauenzimmern. Da schlingern sie dann bis ihr Schiff wieder in See sticht. Von einem ins andere Nass.

Zersplitterung. Alles lässt sich ins Kleinste teilen. Alles Leben vor meinen Fenstern kann ich brechen, als sei alles Leben Licht und ich nur ein Wassertropfen. So ungefähr ist das Verhältnis.

Ich kaleidoskopiere.

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