Wer andern einen Kopf abschlägt
Und weißt du, was mir durch den Kopf geht, den du in Händen hältst. Wie schön es wäre, könnte ich deine Finger noch in mein Haar greifen spüren, dieses Gefühl, dass nur eine Frau in einem Mann auslöst. Aber du kennst nichts von dieser Sehnsucht. Immer hast du alles bekommen, wonach du dich gesehnt. Den Unterschied zwischen Verlangen und Befriedigung hast du nicht gekannt. Selbst jetzt noch, als dein Verlangen über Menschenleben ging, hat es sich eingestellt. Und wie leicht dieses Lächeln auf deinen Lippen sitzt, wie es dort sitzt und nicht recht zu wissen scheint, ob es ausbrechen darf. Oder ob es besser daran tut, klein, in sich, innerhalb der eignen roten Mauern zu bleiben.
Gib es zu, du hast es gewollt, hast meinen leblosen Kopf zu dir befohlen, weil du mich sonst nicht hättest haben können. Dafür bin ich entleibt worden. Für deine Wunscherfüllung. Und ich sage dir, Salome, hier in dieser unwürdigen Art als Mann vor einer Frau zu liegen, sage dir, es werden Legenden entstehen, es werden sich Geschichten erzählt werden, es wird geschrieben und gepriesen werden, was ein jeder sich beim Anblick dieser Tat erdenken mag. Nur eines nicht, ob du meinen Kopf wie eine Trophäe trägst. Inhaltsleer bleibt in Geschichten und Gemälden mein Haupt, in dem noch so viele Gedanken zucken, und hätte man nicht meinen Kopf sondern den ganzen Rest ins Bild gerückt, man würde die Muskel zucken und mich kopflos laufen sehen.
Bilder:
Bernardino LuiniSalome empfängt das Haupt Johannes des Täufers.
Salome mit dem Haupt Johannes d.Täufers
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Umgang mit Kontaktdaten
Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.
Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.