Mittwoch, 7. November 2007

Die Stadt liegt noch in der Stille des Morgens. Das Nachtlärmen ist ausgestanden. Und der Tag mit seinen Geräuschen ist kaum angebrochen. Er dauert, dauert über Jahre. Wir werden nicht älter und die Zeit teilt sich in Laute. Türenknallen, Toilettenspülung, Radio, Motorenstarten, Ampelklicken, Hupen, Rufe, Gleisansagen, Zeitungsknistern, Flüstern und Tuscheln, Möwengekreisch. Überall ein Tönen, jeder Zeigerschlag, manchmal auch überlappend, klangübergreifend, hier und dort. Sekundenabschlag.

Aber jetzt ist noch dieses stille Dunkel, was keine Nacht mehr ist. Man hört den Fluss, wie er treu in seinem Bett bleibt, fließt. Unmerklich beinah. Sein Vorankommen. Man lauscht in die Ferne und muss sich den Stillstand der Zeit eingestehen. Nirgends mehr ein Laut. Und der Fluss so leise. Nur ein Rauschen, als hielte man ein Kissen an das Ohr gepresst, nur das Rauschen des eigenen Blutlaufs.

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Es ist schon eine Schande, dass wir jetzt so alt werden, sagte eine, geschminkt und hundertjährig. Sie suchte in einem Buch nach einem Satz, einem guten Satz, der das Älterwerden als etwas Glanzvolles darstellt. Die Bovenschen mit ihrem essayistischen Werk ist zu umfangreich, sie bräuchte es gleich und sofort, so viel Zeit bliebe ihr nicht. Sie müsse noch heute zum Geburtstag, zu diesem Herrn älteren Semesters. Dabei würde sie gar nicht wollen, es sei doch schließlich schon eine Schande. Und überhaupt, sagte ich, schließlich seien wir kein Ersatzteillager und können nicht ihre schlechten Ansichten über das Alter, das eigene obenhin, in bessere Aussichten stellen. Vor allem, nach der langen Zeit. Und sie suche ja nur einen Satz, ein Fragment, einen aus dem Sinn gerissenen Teil. Und wir hier, und ich mit den wenigen Jahren ...




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