Sonntag, 11. November 2007

Die Alte. Sitzt in der Bahn, als säße sie hinter Gittern. Zwischen meinen Beinen ein Rinnsal, wie es sich einen Weg bahnt. Prescht nach vorn, zieht sich zurück. Das ist der Fahrtakt. Alle sind so hin und her geworfen, sind zwischen Zukunft und Vergangenheit hin und her gerissen. Und an jeder Haltestelle die nackte Gegenwart. Das Schweigen der letzten U-Bahn, der Bier-, der Uringestank. Die Alte vor mir, die guckt und guckt gar nicht mehr weg. Stiert aus dem Fenster, als sähe sie dort etwas. Oder einen Ort, eine Zeit, wohin sie möchte und nicht kann. Kommt nicht los von ihrer Haut. Alter Stierkasten.

Und das Gesicht. Das möchte man nicht grimmig sehen. Die reine Hässlichkeit. Auch jetzt noch, wo es so einen leisen Eindruck hinterlässt. Leise, aber gewaltsam. Wenn alles so gewaltsam leise wäre. Der Kopf sieht gemäht aus. Uneben. Weder lang noch kurz. Die Haare stehen irgendwie zu Berge, und an anderer Stelle reißen sie Täler. Schluchten. Das zieht vom Haar ins Gesicht. Diese Landschaft. Wer sich da hineinwagt, geht verloren. Das sieht man, sieht es von ganz fern. Aber so nah.


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