Donnerstag, 11. Oktober 2007

Seit Tagen nichts Neues. Sehe zu, wie mir die Haare aus der Nase wachsen. Kann beinah hören, was so unschön anmutet, als wüchsen sie mir in den Ohren. Arm in Arm gingen wir, spazierten das Flussufer entlang, den Wind im Kragen, so dass wir die Mäntel höher schlossen als eigentlich gedacht. Schlenderten so, weil die Zeit uns nicht im Nacken saß, wir waren jung, sind alt geworden und haben so nah dem Tod endlich gefunden, dass Zeit kein rechtes Maß ist. Kein Maß für einen, der weiß, das Ende hat mit dem Anfang schon längst, schon lange dem Ganzen voraus, begonnen.

Doch seit Tagen nichts Neues von dir. Mit den gichtschweren Fingern krause ich mir das Haar, während der Wasserkocher sich stumm schreit. Irgendwann wird alles in Flammen aufgehen. Und all das nur, weil ich nicht hochkomme, weil ich den Stuhl breit sitze, breit mit meinem Gewicht, mit meinen Gedanken an dich.

Ich denke daran, mir den Mantel überzuwerfen, zum Fluss hinab zu steigen und spazieren zu gehen. Allein war ich in den letzten Wochen selten. Du warst immer an meiner Seite. Manchmal wollte ich nur in den Himmel schauen, nur ans andere Ufer.

Die Schlüssel habe ich schon in der Hand, die Schuhe an den Füßen. Es sind nur acht Minuten. Nur eine kurze Zeit bis hin. Zum Sterben.


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dez`06

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