Donnerstag, 18. Oktober 2007

Da begegnet mir einer. Einer, den ich kenne. Nur die Zeit, die dazwischen liegt. Da stehen wir und wissen nicht, was wir aus der Begrüßung machen wollen. Eine Umarmung, einen Luftkuss links und rechts vorbei, einen Händedruck, eine gewohnte und lieb gewonnene Distanz? Wir reichen uns die Hände und suchen einen Ort, einen Tisch am Fenster. Mit Aussicht, sollten wir nichts zu sagen finden. Er sitzt und ich muss ihn anschauen. Die Augen, die Haut, die gefalteten Hände.
Und, wie geht’s dir?
Ich lächle und warte mit der Antwort. Ich weiß nicht, was er hören möchte, mein Befinden, mein Arbeiten, meine Liebe. Wie geht es dir?, hat er gefragt. Nicht, was machst du, bist du noch zwischen den Büchern, noch immer mit dieser Frau – wie war noch ihr Name – zusammen. Oder. Bist du gesund?
Ich schreibe.
Und jetzt lächelt er. Er sieht nicht gut aus.
Du bist ruhiger geworden.
Ja.
Ich betrachte ihn und er schaut aus dem Fenster. Dahinter steckt der Herbst in den Bäumen. Ein Jahr. Ich habe meinen Namen geändert, meine Adresse, mein Leben. Und ich sehe, ihm ekelt davor. Vor dem Leben.
Arbeitest du?
Ja. Nur montags nicht. Meine Oma wird sterben, meine Mutter ist krank.
Ich sage nichts. Draußen fällt Laub. Das ist es, was der Herbst liegen lässt. Wir sind hier. Es tut gut, fühlt sich nach etwas an. Deswegen bleiben wir, vielleicht auch deswegen, weil wir nicht wissen, was wir aus dem Abschied machen sollten.


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