Samstag, 1. September 2007

Soll ich euch etwas sagen. Sagen weshalb ich keine Kontakte pflege? Abgesehen von meiner Unfähigkeit: Kontakte nicht zu pflegen, sprich, keine zu haben, ist einfacher, als welche in die Brüche gehen zu sehen. Menschen sind sterblich.

> Alle Menschen sind sterblich. < Simone de Beauvoir >

Ich liebe jedes ihrer Bücher. Liebe sie durch ihre Bücher hindurch.

Offensichtliches ist immer offen und sichtlich. Aber kaum einer schaut hin.

Renne dem, mit dem Gedichtband noch hinterher. Renne. Renne. Renne bis zur Ampel, die schaltet auf Rot. Und ich bleibe stehen. So ist das in der VerkehrsOrdnung. Verkehre stets nach Recht und Ordnung, mit wem und wo auch immer.

Post auch aus Salzburg. Der älteste Knochen der Stadt hat geschrieben. Weshalb habe ich mich überhaupt darauf eingelassen. Jungendlicher Leichtsinn, der nun in Widerspenstigkeit umschlägt. Das ist sein Los. Ich trage es nur aus. Ich meine, was denkt der sich dabei, mir zu schreiben, er hätte mich gern dabei gehabt? Tobsuchtsanfall! Überschäumend, alles, was ich koche. Ich könnte nicht mit mir zusammen leben.

Ich habe die ganze Stadt abgesucht. Habe nirgends etwas von mir gefunden. Seit sieben Jahren. Sieben Kinder. Fünf Tiefkühltruhe, eins aus dem Haus gejagt und das Letzte, ja, das letzte ist immer das geliebte Kind. Also liebe ich es, wie im Märchen. Und wenn ich der Liebe nicht Stand halte, dann fließe ich in die Fugen der Fliesenwohnung. Fühle mich im Kommen schon wieder gehen. So ist das. Eine Fluchtmanschette. Die wird an wichtigen Tagen angelegt. Hochzeit. Beerdigung. Das sind Tage, an denen man HandinHand geht.

Wer ist denn jemals mit mir HandinHand gegangen?

Alle um mich herum werden erwachsen. Kaufen Wohnungen, ganze Häuser, bekommen Kinder. Und ich sage noch, mein Gott, was seid ihr erwachsen. Zeitflucht, das ist wie Fahnenflucht. Bin ich denn immer nur auf der Flucht? Oder bin ich einfach noch nicht so weit? Sind andere denn weiter, und möchte ich das überhaupt? Nein. Ich möchte nicht!

Denke an den Vater, der jeden Sonntag Kinderkanal, das Märchen schaut. Der möchte auch nicht. Was habe ich ihm alles gleich, nicht zu viel? Das Gesicht, die Art, den Fluchtkörper.

Und warum eigentlich immer über das eigene Alter hinausragen? Ein anderer im selben Alter kann ja hier und dort sein. Aber man selbst? Muss ich Doktor, Magister, Amtsanwärter sein? Wozu, damit die schrägen Augen links, ihren schiefen Blick nach rechts verlagern?

Ja. Natürlich. Wer hatte nicht alles Einsen auf dem Zeugnis? Aus wem sollte nicht etwas ganz Großes werden? In der DDR war doch jedes Kind ein Amtsanwärter. Ich wusste nicht, was Gruppenratsvorsitzende bedeutete, und hatte dennoch das Amt inne. Ich war nicht einmal zehn Jahre alt.

Ich gewann jedes Jahr die goldene Eins, eine besondere Auszeichnung sportlicher Leistung. Jahr um Jahr wurde ich trainiert, gewann und gewann. Wusste nicht, wie es ist, nicht zu gewinnen. Und dann die Angst, diese unheimliche Angst, doch einmal nicht als Siegerin nach Hause zu kommen. Ich weiß bis heute nicht, was geschehen wäre, ich hatte nie verloren.

Und dann wundert sich einer, wie ich mich wundere, wenn Kinder und Eltern mit Dreien und Vieren zufrieden sind. Für mich hätte das einen Weltuntergang bedeutet. Nicht, weil die Eltern mich gemahnt hätten, nein, ich hätte mir selbst nie erlaubt, eine Drei, geschweige denn eine Vier auf dem Zeugnis zu haben. Zum Weiteren. Die Schule war nie eine Hürde, nur eine Schranke, die ewig nicht öffnet. Ein beschrankter Bahnübergang ohne Zugverkehr.

UnLiebBar. Treffen wir uns da!?

Ich rede schon zu laut. Frühgeburt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.