Dienstag, 4. September 2007

Komme nicht umhin, den Kopf vom Rest zu spalten.

Ich sprach von Zeit und Vergänglichkeit. Seit Tagen schon denke ich nicht daran. Sitze jeden Morgen zwei Stunden am Text. Das ist wie eine Wanderbaustelle. Stagniert immer an einem Punkt. Gefrierpunkt. Bei der Kälte liegt alles lahm, weil die Finger schmerzen. Alle Versuche bringen nichts: Wärmflasche, Decken, heißes Bad mitten am Tag, und ewig dieser Tee.

Vor lauter Frust und Veränderungsdrang nochmals die Haare geschnitten. Man kann ja nie zufrieden sein. Mit Brille, kann ich sie so tragen. Warte. Und muss eingestehen, plötzlich schärfer zu sehen. Komme nicht umhin.

Die Zeitung habe ich seit Gestern nicht aufgeschlagen. Ich weiß vom Leichenfund bei Bonn in Königswinter, ich weiß von Afghanistan.

Was schreibt man einem, der in Afghanistan ist.

Hallo, hier ist alles so, wie es vor deiner Abreise schon war, und so wird es auch bleiben. Das Wetter ist beständig wie eh und jäh. Im Grunde bist du der, der etwas erlebt. Gruß und Kuss –

Hallo und vielen Dank für deine Mail. Hoffen, es geht dir gut, trotz Hitze, Sandmücke und Angriffe. –

War von Anfang an gegen die ganze Sache. Komm gesund wieder. –

Habe anderes geschrieben, und wahrscheinlich langweilt ihn das. Oder er sieht es in ganz anderen Relationen. Mehr verliere ich darüber jetzt nicht.

Was mache ich nicht alles öffentlich. Andere spazieren nackt durch den Park. Bis dann einer kommt, ein Ordnungsbewusster. Der kommt und die Nacktheit verpönt. Das öffentliche Ärgernis, die Erregung einzudämmen. Ach, was es nicht alles für Spektakel gibt. Wie belebend.

Wäre der Sommer ein wärmerer gewesen, ich hätte einen anderen Job gemacht. Wäre mit Clownsnase durch die Fußgängerzone stolziert, immer einem Passanten hinterher. Geradewegs, geradeaus, immer hinterher in dessen Art und Manier. Bis dann einer mal zurückgeschlagen hätte. Das passiert. Das sind die Kleinlauten. Die holen einfach aus, während du noch stehst und ein Gesicht ziehst. Und schon hat der die ganze Mascara an den Fingerknochen. Man selbst kann ja nicht heulen, mit dieser Grinsfresse von Clown im Gesicht.

Mit N. das Stück besprochen. Warten auf neue Szenen. Alle kommen voran.

Wohin hat mich die Kindheit getrieben? Hier an Ort und Stelle. In eine Stadt, in der es nie finster wird. Immer ist Licht. Irgendwo. Das war früher anders. Zu einer anderen Zeit. Und ich weiß gar nicht mehr, ob ich mich im Dunkeln überhaupt noch fürchte. Einer, in dessen Bett ich auch schlief, hat die Stadt verlassen. Vor zehn Monaten schon, sagte der. Sagte es mir am Telefon, obwohl ich von nichts wusste. Schließlich hatte der noch mein Rad im Keller. Schaue den Wolken hinterher, als wäre das eine Alternative.

Während der in Afghanistan mit der gemeinen Sandmücke eine Uhrzeit, Auftrittszeit verabredet,

> Nach 1900 Uhr muss darf man nichts kurzärmliges oder kurzbeiniges mehr anhaben, denn ab 1900 beginnt die aktive Zeit der Sandmücke, die die Krankheit Leischmaniose überträgt. Es ist eben so befohlen. Ob die Sandmücke auch weiß, wann sie Starterlaubnis hat, muss ich noch herausfinden... <
lese ich über Meta- und Objektsprache. Wofür man nicht alles etwas erfindet. Lese diese Grundkursbücher und fühle mich in einem Gedankenraster. Wie eine Murmel am Rechenkasten. Hin und Her kann man schieben, in Weiten und Tiefen. Mehrdimensional. Aber letztlich hängt alles an Begriffen. An einer Art und Weise der Verständigung der Betrachter. Ich lasse es so, betrachte das Ganze einfach aus meiner naiven Sicht, einer Naivität, die mich glauben lässt, ich verstehe etwas davon. Aber in den Büchern ist auch Witz. Zum Beispiel wird auf Seite 85 zum hundertsten Mal wiederholt, die Bezeichnungen hier nicht mit grammatikalischen Begriffen zu verwechseln. Ja, denken die denn, wir sind fragil? Und haben es auf Seite 85 noch immer nicht bemerkt oder längst schon wieder vergessen? Ich meine, wäre man denn dann über Seite 46 hinausgekommen. Nun ja, inzwischen führe ich Strichliste. Errechne mir den Wahrheitsgehalt aus meiner Weltbetrachtung heraus. Ist ja schließlich ebenso nicht feststellbar, ob die Realität erst durch uns zu dem wird, was wir uns von ihr versprechen.

Vogelperspektivisch gesehen, kann ich auf Alles scheißen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.