Sonntag, 13. April 2014

Und alles in diesem Kopf. Schwirren und Schworren. Ein Kopfinnen wie das Wimmeln in einem belebten Ameisenhaufen. Immer dieser Kopf. Der denkt, wenn er schlafen sollte, der denkt, wenn er nur zuhören sollte, der denkt, wenn er trinken und essen sollte. Dieser immer denkende Kopf. Er lässt sich nicht lahm legen. Nicht mit Wein, nicht mit Brot. Mit nichts kann ich diesem Kopf kommen, sodass er sich lahmgelegt glaubt. Oder glauben lässt. Unaufhörliches Kopfeigenleben. Und ich atme, atme in den Bauch, mich selbst in diesen Bauch hinein, in diese schmale Gegend, Hauptsache aus dem Kopf hervor und heraus. Atmen.

Ich habe diesen Kopf benutzt, habe Schminkfläche aus ihm gemacht, habe Ansichtsformen mit ihm gestaltet, so viel habe ich versucht, diesen Kopf seines Zweckes zu entfremden. Irgendwo muss man ja anfangen, hatte ich gedacht. Und irgendwo muss man irgendwann auch enden können, denke ich jetzt. Der Kopf ist Anfang und Ende. Auch wenn der biologische Anfang ein hauptsächlich ausscheidender Zellhaufen ist,  der sich formt und weitet, bis aus dem Zellhaufen auch Kopf und Rumpf und Glieder werden, ist aller Anfang doch der Kopf. Bewusst und unbewusst.

Bunte Beine. Bunt bestickte Beinhaut. Ohne die bliebe der Kopf an immer gleicher Stelle. Armer Kopf, so unbewegt und doch grenzenlos frei. In seinem unendlichen Denken. Aber ohne Beine ein Stelldichein. Auf diesen Punkt, auf diesen einen Ort in deinem Leben, auf diese Winzigkeit der Welt. Köpfchen aus der Kiste. Mit dieser Springfeder als Hals. Als Hauptdrahtader, als Heb-mich-hervor-und-zeig-die-welt-organ. So ein Ablageplatz für den Kopf. So eine Kiste eben bräuchte ich. Ich legte den Kopf dort hinein und vielleicht käme er dann ein wenig zur Ruhe. Aber so ein Kopf hat seine eigenen Augen, seine Ohren, hat seinen ganz eigenen Kopf. Und selbst wenn die Augen nicht sehen und die Ohren nicht hören, der Kopf kann sie sehen und hören machen. So ein Kopf ist eine Zauberkiste. Und längst nicht jeder Zauberer weiß, was er sich aus dem Hut zieht. So ein Hand-Rein-Und-Mal-Gucken-Was-Kommt birgt immer ein Risiko. Nicht jeder weiß um seinen Kopf.


Und selbst die, die darum wissen, wissen nicht viel. Ich weiß nicht viel. Weiß um diesen Kopf wie um einen an meiner Seite, der stetig etwas verlangt und stetig abverlangt. Weiß um diesen Kopf wie um eine, die mir aufsitzt und mit ihren Stricken und Leinen mein Leben zieht. Mich durch das Leben zieht. Wie man einen zu dicken Faden versucht durch das schmale Ohr einer Nadel zu ziehen.

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