Montag, 9. Dezember 2013

Ich ziehe mich durch Nadelöhre am seidenen Faden, den ich immer irgendwie auszuspeien verstehe. Ich verstehe mich darin, mir selbst ins Ohr und in die hintersten Kammern zu kriechen. Ein Kriechgeschöpf bin ich. Ein Kriech- und Verstrickungstierchen. Meine Stirn runzelt Falten um die Gedanken, die ich mit den Füßen aus den hintersten Kammern trete. Auch um Platz darin zu schaffen. Meine Stirn runzelt Falten und das Jahr legt sich lang, streckt sich vor mir aus, glättet sich in seiner Eintönigkeit. Jahr für Jahr für Jahr für Jahr für Jahr für Jahr. Und so weiter! Und am ersten Tag des Jahres geboren worden zu sein, bedeutet auch, das Jahr vor sich hingestreckt zu sehen. Nackt und kraus oder auch nicht nackt und nicht kraus. Das Jahr aber doch, liegt dort vor dem, der gerade zu Beginn des Neuen schon wieder älter geworden ist. Liegt also vor mir und mein Geburtstag ist mit dem Silvesterlicht ein- und sofort auch wieder ausgeläutet. Wie viele Stunden des ersten Tages im Jahr werden verschlafen? Alles Schlafstunden. Und ich bin um eine Lebensfalte älter geworden. Im Schlaf. Auch. Ja.

Nein. Kriech- und Runzeltierchen müssen sich nicht so viele Gedanken machen. Also krieche ich, krieche weiter und tiefer. Krieche bis hin, wo es sich anzufassen noch lohnt. Wer öfter von Händen berührt wird, lebt länger. Noch mehr auszuhaltende erste Tage und Nächte auch.

Ja. Eine Zigarette vielleicht. Einen Wein und etwas, was kleiner ist. Das Leben lässt sich feiern, feiert sich ab in unseren Körpern, feiert sich selbst und sein Erscheinen, sein Sein usw usw. Da verliert man den Durchblick. Eine Zigarette? Ah. Nein, Danke! Die Lust feiert immer mit. Der Verstand, das seltsame Ich-sag-mal-was-Tierchen, ist schlaftrunken immer hellwach. Der Verstand ist ein euphemistisches Tierchen. Du kannst auch ohne Wein und Zigarette lustig sein, Spaß haben, sagt er. Ja. Ja. Und ich lache noch. Lache voraus und hinterher, lache mir ins Faltenfäustchen.

Ein Kleid würde ich tragen wollen. Zu meinem nächsten Geburtstag werde ich ein Kleid tragen. Eines aus Schönwortestoff und Klangfarbe. Ich werde die Schultern recht winklig halten und meinen Hals gestreckt, mein kurzes Haar noch kürzer erscheinen zu lassen. Ich werde Schuhe vor das Bett stellen und meine Beine nicht rasieren. Ich werde Mäuschen spielen und im Kleiderschrank Verstecke suchen. Ja. Ein Kleid wird es werden sollen.

Und nun stelle ich fest, mir ist etwas abhandengekommen.

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