Sonntag, 22. Dezember 2013

Das Jahr wird in kürzester Zeit ausklingen. Vielleicht wird Mutter am Vorabend des Ausklangs beginnen die immer selbe Geschichte zu erzählen, vielleicht wird sie beginnen, die Ecken der Tischdecke nach Oben zu drehen, sie mit Nadeln feststecken und dann so tun, als wäre alles Tischtuchbedeckte ein Segel, und als ließe es sich am Vorabend des Jahresausklangs noch entkommen.

Wer mich verfolgt, der weiß, dass das Entkommen sich wiederholt, dass das Entkommen und die Flucht an sich, mir einverleibt sind. Wer mich verfolgt, gibt mir Fluchtgründe. Unergründliche Räume, in die es hineinzukommen gilt. Oder manchmal auch heraus.

Das Jahr, wird Mutter sagen, versucht sich immer nur selbst zu entkommen, und prompt wie es das versucht, stolpert es erneut in sich selbst hinein. Selbsttäuschung, grient Mutter und zuckt mit den knöchernen Schulterhügeln. Sich selbst täuschend, denke ich und beobachte Mutter, wie sie mit den alten Händen die nicht vorhandenen Fettpölsterchen von den Hüften streicht. Sie stellt sich geschickt an, macht gerade so, als streiche sie sich Falten aus dem Rock. Aber es sind keine Falten, Mutter drückt auf ihren Körper, sie möchte wegstreichen, was sie nicht hat.

Das Jahr wird ausklingen und ich gucke zurück und sehe die Dinge, die ich mir im Vorjahresausklang schon für das neu Einklingende vorgenommen hatte, und nehme sie mir erneut vor

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.