Freitag, 2. August 2013

Sommer. Nicht immer bedeutet das Wärme. Aber dieses Jahr! Ich liege auf einer Bank. Eine Bank im Schatten hoher Stadtbäume. Eine Bank im Stadtbaumschatten eines Parks, der einst ein Friedhof gewesen war. Auf einer Bank zwischen Grabmälern, die von ihren Gräbern verlassen worden sind. Auf einer Bank zwischen Grabmälern, um die herum Klettergerüste und Bänke gestellt worden sind. Ich liege auf einer Bank im Schatten hoher Stadtbäume inmitten von Grabmälern und Klettergerüsten für Kinder. Und es ist Sommer. Ein warmer Sommer. In der Stadt vielleicht wärmer, weil nichts entweichen kann. Alles staut sich in den von Hausmauern umrandeten Straßen. Alles staut und die Wärme staut mit.

Sommer. Ich mache mir Gedanken. Über den Winter vielleicht oder die Zeit, die kommen wird, in der die Häuser nicht mehr Kälte- sondern Wärmespeicher sein werden. Ich denke und merke, wie mir die Sonne in die Augen scheint. Die Schatten der hohen Stadtbäume wandern. Wanderschatten zwischen hohen Bäumen inmitten einer Stadt.
Vielleicht sollte ich einen meiner Füße oder beide in einen der Brunnen dieser Stadt halten. Oder in alle. Nacheinander natürlich. Wie sonst? Dann könnte einer meiner Füße oder auch beide abkühlen. Und etwas von dieser Erfrischung meiner Füße würde vielleicht das Bein oder beide Beine hinaufkriechen. Sich irgendwie entlang strecken und meinen Bauch erreichen, vielleicht auch meine Brust, einen meiner Arme oder beide. Vielleicht würde von der Brunnenerfrischung auch mein Kopf erfrischt werden. Aber ich liege zwischen den Bänken auf einem Gerüst zum Klettern für Kinder. Und ich liege zwischen, von ihren Gräbern verlassenen, Grabsteinen. Hier sind verlassene Stadtgräber und hohe Stadtbäume aber keine Brunnen der Stadt. Die Stadt streut ihr Wasser an öffentlichen Orten. Und die Menschen streuen sich bei Sommer und Hitze an den Brunnen, die über öffentliche Orte verstreut sind. Und im Stadtwasser streuen sich die Stadthunde, die Stadtkinder und die Obdachlosen. Auch die anderer Städte. Die Durchreisenden. Alle streuen sie sich im Wasser, ihre Haut, ihren Schweiß, ihren Schmutz, ihre Keime, ihre Haare, ihren Urin. Besser, ich werde meinen Fuß oder auch beide in keinen Stadtbrunnen bei Sommer und Hitze halten. Alles, was sich im Wasser streut und vermehrt, würde meine Beine hinauf und bis hin an mein Herz wandern. Und dort samte sich das Gestreute aus.

Sommer. Nicht immer bedeutet das diese Wärme. Auf meiner Haut liegt ein Käfer. Auf meinem Arm, genauer gesagt, auf der Haut in der Beuge, genau dort, wo die Arzthelferin die Nadel ansetzt und hineinsticht, wenn sie Blut entnimmt, genau dort liegt ein Käfer. Eigentlich liegt er nicht, weil er ja auf allen seinen kurzen Beinen steht. Aber weil er mit dem Bauch zwischen seinen kurzen Beinen meine Haut berührt, also aufliegt, sage ich, er liegt. Im Schatten. Weil ich im hohen Schatten der Bäume liege. So liegt alles aufeinander und beisammen. Der Schatten, die Stadt, die Bäume, die Grabsteine ohne Gräber, der Käfer, ich.

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