Freitag, 2. Mai 2008


Auf der anderen Seite werden Kranhäuser gebaut. Wenn ich mich hier mit meiner Decke ausbreiten möchte, muss ich mit den Augen einen Rahmen abstecken, um nicht unmittelbar Hundescheiße zu erwischen. Aber man erwischt sie immer. Vielleicht nicht mittig, eher nur so am Rand, dass die Füße oder der Ellenbogen daran Anstoß nimmt. Ratten erwische ich auch immer wieder, nur die will dann keiner gesehen haben. Das ist zu anderen Zeiten. Auf ihren Streifzügen berühren sie meine Füße. J. sagte, ich solle ihr nicht mit Ratten kommen. Nachdem sie in Irland ein von Mäusen bewohntes Zimmer bezogen hatte, erlebte sie Tiefgründiges. Seither seien die Nager und Kriecher ihr nicht geheuer. Sie hatte Bissspuren und konnte die anfangs nicht erklären, bis dann die Mäuserei aufgeflogen war. Also erzählte ich J. nicht länger von den Ratten, obwohl die mich nie beißen. Außer mir liegt allerhand MUndrat am Fluss.

Jedenfalls. Auf der anderen Seite wird der Hafen zu einer Promenade mit Wohnanlagen umgebaut. Anlage klingt immer nach Klärungsbedarf. Die über zwei Kilometer lange Flussstrecke ist betoniert und zugleich ramponiert. Nur zehn Bäume. Und das nennen sie Grünanlage. Aber die Häuser der Zukunft bieten Dachgärten. Wie schön. Stell sich einer mal vor, ein anderer geht in den Garten und kommt nicht wieder. Vor dem Haus wird Getümmel laut, ein Blaulicht fährt vor. Während unten alle schauen, geht man nach Oben, geht auf das Dach, in den Garten und sucht noch den anderen.

Die alten Stapelhäuser sind abgerissen. Bei einigen Gebäuden hat man versucht, die äußere Fassade zu erhalten. Aber was ist Fassade denn mehr als ein Augenschein? Und Glas. Beinah alle Wände sind aus Glas. Mehrstöckige Petrischalen.

Hier wird dem Ufer eine Mauer entlang gezogen. Hochwasserschutz wird gesagt. Aber ich glaube, sie wollen die Ufer noch deutlicher voneinander trennen. Der Fluss ist derzeit zu gut zu überqueren. Unkontrolliert. Demnächst wird das Ufer nur noch an den Fährenanlegstellen betretbar sein, denn dort erleidet die Mauer Durchbrüche. Andererseits wurde das Hafengelände um zwei Meter angehoben. Damit die Kranhausbewohner keine Hochwasserschäden in den Tiefgaragen befürchten müssen.

Alles schön so. Ich kratze mir die Hundescheiße von der Sohle und betrachte die Brücke, wie sie von Einem aufs Andere greift.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.