Mittwoch, 27. Februar 2008

Zwei sprangen herum und boten dar, was sie darbieten wollten. Nämlich sich selbst. Kahlköpfig der eine, großmundig der andere. Zwei Darsteller ohne Auftrag auf den Bretten eines Kellertheaters. Und wir waren das gekonnte Publikum. Studiert, applaudiert, kastriert. Erst zeigten einige unter uns, was sie können. Dann beklatschte jeder den anderen und folglich ließen wir uns des Übermutes beschneiden, selbst das Wagnis einzugehen die Bühnenbretter zu betreten. Schließlich hatten wir an jenem Abend Angst, uns auf das Holz der Welt einzulassen. Man weiß ja nie, woran oder auch worin der Wurm sitzt.

Einer, mit Brille so schmal wie Nasenlöcher, so dass ich erst gar nicht wusste, ob ich ihm in die Augen oder in die Nase schauen sollte, drehte sich um, und fragte mich, ob wir denn auch auftreten würden. Ich lachte. Vielleicht ein wenig zu laut für meine Art und wären die Scheinwerfer in Betrieb, sie wären auf mich gerichtet gewesen, denn trotz der Dunkelheit fühlte ich mich für alle sichtbar. Nein, flüsterte ich in Absicht, die übrigen Zuschauer und Darsteller nicht weiter auf mich zu lenken. So tänzelten wir eine Weile im Gespräch hin und her, mal übernahm er die Führung, dann wieder ich. Und so weiter.

An der kleinen Bar bestellte ich Bier, weil Bier auf die Tafel geschrieben wurde. Mit oder ohne Glas, kam die Frage, mit der ich nicht gerechnet hatte, denn das stand nicht auf der Tafel. Warum nicht, weiß ich nicht. Kurzerhand entschied ich: Ohne! So spannten wir den Faden und verwickelten den Barmann mit uns in eine Betrachtung der Trinkart. Wir erörterten einander die Notwendigkeit eines Glases in Abhängigkeit der Situation. Schließlich kamen wir zu dem Entschluss, dass es immer auf die jeweilige Lage ankommt, in der man Bier aus einem Glas oder direkt aus der Flasche trinkt. Letztlich liegt es wohl auch an der Mundart des Trinkenden, denke ich jetzt, und dass auch das ein Thema ist, welches man im Kellertheater auf die Welt bringen könnte. Ich stelle mir mich als Gebärende vor, und wie es aus mir heraus auf die Bretter stürzt, ins Licht, auf den tretbaren Weltboden.

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Gestern sprach ich mit einer Biografin. Wir redeten über Identifikation, denn sie hatte das Wort gebraucht und versuchte es im Nachhinein abzuschwächen. Ich lauschte ihr, die sagte, sie trage natürlich die Biografierte mit sich. Sie stehe mit ihr auf, sie gehe mit ihr ins Bett. Solange sie an dem Buch arbeitet. Und dann meinte sie, klappt sie bei Erscheinen die Buchdeckel zusammen, dann ist es wie mit einem Kind. Sie müsse loslassen und könne das auch. Ich dachte, sie redet gern über sich selbst. Denn außerhalb des Gespräches über Nelly Mann, denn über sie hat sie geschrieben, war mit ihr, der Autorin als Person, keine Kommunikation möglich. Mit Nelly aber, sprühte sie vor Erinnerungen an Heinrich, an Thomas, an Katia, an die Zeit in Berlin und den USA. Und vielleicht war Identifikation doch die richtige Bezeichnung gewesen ….

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