Donnerstag, 21. Februar 2008

Neun Uhr Neunzehn. Gerade vom Arzt zurückgekommen und die Wäsche aufgehängt. Regelmäßig lasse ich mir Nadeln ins Ohr stechen, sonst bringt es gar nichts, wenn es nicht regelmäßig geschieht. Jedenfalls meinen ja Menschen, es tue gar nicht weh. Diese dünnen, haarfeinen Nadelchen. Aber solange noch Leben unter der Haut steckt, schmerzt es sehr wohl. Vor allem, da vorab nach dem Leid abgetastet wird, und dort, wo man beim Antasten das Gesicht verkrampft oder sich sogar dazu verleiten lässt, einen Ausruf des Schmerzes, wie es in Kreuzworträtseln harmlos benannt wird, zwischen die gewaltsam zusammengepressten Lippen zu entlassen, dort wird dann die Nadel bis zum Anschlag hineingestoßen. Sanft. Natürlich. Aber zielgerichtet.

Büchertisch in der Schule. Das ist heut mein Tageslimit. Zu mehr bin ich dann nicht mehr zu gebrauchen. Ich liebe Kinder. Aber ich kann sie nicht allzu lange ertragen. Dieses Gekreisch und Herumtollen, diese unerträgliche Neugier auf Leben. Als ginge jeder Entdeckung eine Weltreise zuvor, muss man bis auf das Äußerste gespannt und gewarnt sein. Nichts ist so unberechenbar wie Kinder. Und dann auch noch in Massen, Horden. Diese kleinen Menschen, aus denen allen Mal etwas ganz Großes werden soll. Man meint gar nicht glauben zu können, wie viele Eltern ihre Kinder überschätzen. Da kommen sie und wollen ein Buch kaufen. Und immer sind die Kinder schon weit, ihrem Alter längst voraus. Warum nicht gleich zu den Bestsellern, denke ich mir manchmal. Die meisten werden dem Anspruch der großen Masse gerecht. Da sind Menschen, die selber nicht lesen, aber über diese Tatsache hinwegtäuschen wollen, indem sie Bücher verschenken. Sie kommen herein und fragen nach Titeln, die auf der Bestsellerliste abgedruckt sind. Denn selbst den Inhalt der Listen kennen sie nicht. Wer nicht liest, schaut auch nicht ins Nachrichtenmagazin oder in eine Zeitschrift, die Literatur empfiehlt und bespricht. Fein und brav reiche ich Ihnen dann diese hohe Literatur. Bestimmt sind ihre Freunde auch weit und ihrem Alter längst voraus geschritten. Ganz sicher!

Zehn Uhr Sechsundvierzig. Ich war immer schon vom Zahlenschreiben fasziniert. Manchmal zweifle ich noch an der Rechtschreibung aber meist gelingt sie. Dieses UND mittig, findet regelmäßig meine Beachtung. Was für ein einfaches System hinter all dem steckt.

Nun muss ich. Die Kinder warten mit ihrem Gebrüll und ich muss die Bücher und die Bestsellerlisten noch packen.

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