Dienstag, 1. Januar 2008

Ich weine beinah. Beinah ist die neue Zeit längst angebrochen. Wie ist es, am ersten Tag des Jahres Geburtstag zu haben? Wiederholende Frage in meinem Leben. Und ob es anders ist, als an sonst einem Tag im Jahr Geburtstag zu feiern, weiß ich nicht. Habe Jahr um Jahr denselben Tag, dieselbe Nacht begangen. Nur dass alles auf ein Datum fällt. Die Zeit. Der ganze Neuanfang. Der Beginn des ewig Gleichen. Der Tag vergeht schneller, weil die Nacht zuvor lang ist. Immer. Jedes Jahr.

Da meldet sich der älteste Knochen der Stadt. Hinterlässt Spuren auf meinem Anrufbeantworter. Einer, der gratuliert. Nicht zum Jahreswechsel, den alle begehen. Der gratuliert zum eigenen, zu meinem neuen Lebensjahrantritt. Ich trete an. Stehe in Reih und Glied und bin gespannt, was passieren wird. Morgen bin ich älter, weil die Zeit es so möchte. Und Übermorgen bin ich schon erwachsen. Guck her.

Ich drehe mich um, weil ich stehen bleibe, die Zeit zum Umdrehen habe. Aber da sehe ich nichts. Ich bin nicht hinter mir. Da ist kein anderes Lebensjahr. Denn das ist vergangen. Das vergeht an der Linie, die Grenze ist. Linien und Punkte. Alles lässt sich daran festmachen. Ich bin Punkt X;Y im Koordinatensystem Leben;Zeit. Längsachse, Querachse. Die Achse des Bösen. Weil kaum ein Leben gut sein kann.

Hast du gesehen? Er hat sich gemeldet! Und wie diese alte Stimme sich einbrennt. Kann man nichts dagegen tun. Brennt. Ätzt sich ein. Ins Gehör. Wohin gehörst du? Sag doch, ich soll bleiben und ich bleibe. Aber nein. Ich muss antreten. Lebenswandel. Zeitenwechsel. Katastrophenalarm.

Was habe ich denn gedacht? Dass etwas anders wird?

Irgendwo lauert ein Schweigen, das einem Stillstand gleichkommt. Ich kann es lauern hören. Dieses lautlose Knistern in der Luft. Und wenn ich es zu fassen kriege, dann bricht es auf, oder es bleibt ganz bestehen. So, wie es ist. Ich kenne Eisbrecher.

Und deswegen.

Festgefahrenes. Lostreten. Ich sehe, wie ein Mensch tritt und die Karosserie nicht in Bewegung geriet. Harmloses Unterfangen. Vom Sinn der Sache zu sprechen, ist ein anderes. Ich versuche es nicht. Denn der gespannte Rahmen erscheint mir sinnentleert.

Wie wenn man in der Wanne den Stöpsel zieht.

Was bleibt? Der nackte mit Haut bespannte Körper.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Umgang mit Kontaktdaten

Nehmen Sie mit mir als Bloggerin durch das angebotene Kommentarformular Verbindung auf, werden Ihre Angaben gespeichert, damit auf diese zur Bearbeitung und Beantwortung zurückgegriffen werden kann.

Kommentare können auf Anfrage von mir gelöscht werden.