Mittwoch, 5. Dezember 2007
















Jedes Jahr aufs Neue. Menschen jagen tausende Flugkörper in die Luft und bestaunen das Zerstreuen von Licht und Lärm am Nachthimmel. Als könnten sie nur so zur Wahrnehmung der Zeit und der Zeitenwechsel gelangen. Ein Jahr endet, egal ob am 31. Dezember, am 13. Januar oder am 20. März und ein neues Jahr beginnt. Für manche auch eine neue Zeitrechnung, weil es vielleicht das letzte Schuljahr, das erste Studienjahr usw. war, ist, sein wird.

Was zwischen diesem ersten und letzten Tag eines Jahres alles in die Luft geworfen und hell und laut verstreut wird, ist weniger zu bestaunen als zu bedauern. Es ist zu verantworten und im Anmaßen des Fortschrittes, der Allmenschlichkeit, der Hochintelligenz zu verurteilen, zu verneinen.

Streubomben fallen seit Jahrzehnten vom Himmel. Allerdings schneidet die sich nicht irgend ein weißbärtiger Mann, der zwischen Wolken sitzt und mit uns wie mit Schäfchen spielt, aus den Rippen und lässt sie aus den blauen und dunklen Unendlichkeiten fallen. Die mit hunderten Minibomben bestückten Metallkörper werfen Menschen auf Menschengebiet. Befehl gebend und Befehl ausführend. Da fragt man sich, wo beginnt und wo endet der Fortschritt, die Allmenschlichkeit, die Hochintelligenz. Vielleicht hat da die Zeitwechselwahrnehmung nicht funktioniert.

Im Rahmen der UNO-Abrüstungskonferenz in Genf sind bisher keine angestrebten Ziele erreicht worden. Auf einen Hindernislauf war man nicht vorbereitet, und so stehen die Fortschrittlichen vor den Blockaden und verstehen nicht, sie zu umlaufen, sie umzustürzen, sie zu überwinden. Vielleicht auch verständlich, betrachtet man sich die Riesen: USA, China, Russland, Deutschland. Da ist es mit einem großen Schritt nicht getan. In Afghanistan, Irak, Serbien, Laos, Kambodscha, Libanon und Tschad liegen diese Minibomben mit ungeheurer Schlagkraft über das Land verstreut. Bomben, die beim Aufschlag nicht explodierten, die nur darauf warten, endlich knallen und in die Luft gehen zu können. Am häufigsten sind es Kinderhände, Frauenbeine, Männerarme die dabei zerfetzt werden. Menschenleben, Menschenland.

Nun sind die Mächtigen, die einem Veto im Weg stehen auf der Suche nach technischen Lösungen, nach Alternativen. Welche Alternative könnte gegenüber einem Verbot von Streubombeneinsätzen bestehen? Deutschland trumpft mit einem “Lösungsvorschlag“. Selbstzerstörungsmechanismen sollen die Streumunition “ungefährlich“ machen. Da findet man Worte wie Lösung und ungefährlich in einen Zusammenhang gestellt mit Inhalten wie Bomben und Zerstörung, Munition. Das also ist der intelligente Fortschritt. Das Schönreden.

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