Dienstag, 8. Juli 2014

Sie greifen an. Sie sind unterwegs - mit den Knüppeln wie ein dritter Schlagarm. Noch angelegt, noch beinah nicht sichtbar, noch irgendwie versteckt unter ihrer eigenen Schutzmaske aus Kugel- und Angriffssicherheit. Schlagbolzengesichter. Diese Menschen und ihre Bolzhaut, ihren Schlag-zu-Gefühlen. Diese Menschen. Polizisten!
Ich habe sie greifen und zuschlagen sehen. Habe gehört, wie andere schrien und konnte selbst nicht schreien. Nur hinsehen. Und die Bolzhände, die nicht länger den Hosenbund halten konnten, die nicht wollten, die einfach nicht still und kontrolliert bleiben wollten. Diese Schlagarme, wie sie ausgefahren wurden und niederfielen. Gewaltsam. Ohne Vorwarnung. Schlagarms Eigenleben.
Und wie die Gruppe funktioniert. Wie alle sich dem größten Schlagarm unterordnen, seine Ordnung an- und übernehmen. Eine Bolzenmentalitätsordnung. Eine Machtausspielungsperpektive. Und die, die am lautesten schreien, müssen am weitesten zurück gedrängt werden. Denn nicht alle Hände dürfen ihre Schlagbolzenlust auskosten. Zuviele Zuschauer. Wenn einer nur etwas sagt. Wenn einer nur über die Stränge reißt, ist das auch im Nachhinein schön zu reden. Polizeisprecher sind auch Euphemisten! Einsatzverteidiger. Menschenankläger. Schuldvertuscher. Nicht immer, nein! Aber eben auch das.

Und da. Der Pfahl. Wie sie ihrem Opfer den Pfahl zwischen die Beine treiben. Wie sie sein Bein um das Eisengestänge biegen, es beinah auch brechen. Wie sie ihre Gewalt ausleben, wie sie treiben und schreien und ihre Fäuste – auch ohne Schlagknüppel, aber wie Schlagknüppel – verwenden. Wie sie ihre Schmerzhände in die Körperseite ihres Opfers treiben. Ein Mensch, der am Boden liegt. Ein Mensch, und drei Schlagbolzengesichter. Schreien nützt nichts. Schreien und dort fliegt ein Fahrrad, weil die Rufe nicht wirken. Weil die Menschen, die sich ansammeln, keine Wehr haben gegen die Macht, die dort gewaltsam vor sich geht.

Die Gruppe funktioniert. Die, die vielleicht sieht, was wirklich geschieht, hält sich abseits, spricht in ihr Funkgerät. Spricht und bittet Verstärkung an, droht Verstärkung an, fordert Verstärkung an?! Einsatzbereitschaft. Hier und vor Ort. Gestern, Heute, Morgen. Sie marschieren auf. Hundertschaften, vermummt in ihren Hochsicherheitsanzügen. Sie rücken an, als rückten sie gegen eine schussbereite Armee vor. EIN MENSCH. Liegt am Boden. Andere schreien noch immer. Aber die Hundertschaft wird wissen, was zu tun ist. Alle für einen. Alle Schlagbolzen für den einen, der die Gewalthände nicht am gehorsamen Hosenbund halten konnte.

Die Gruppe funktioniert. Auch die, die schreit. Die um Hilfe ruft, wobei es die Helfer sind, die prügeln. Die Gruppe, die schreit, sie sollen nicht verletzen, nicht „weh tun!“. TUT IHM NICHT WEH ! Ein so einfacher Satz. Ein so kleiner Satz. Eine so große Bitte in Anbetracht der Gewaltmaschine, die da losgerollt ist. Und sie tuen ihm weh! Bereiten ihm Schmerzen. Mit den Knüppelfäusten in die menschliche Körperseite, mit dem Eisenpfahl zwischen den Beinen, mit den überdehnten, auf den Rücken getriebenen Armen. Sie tun einfach nur weh. Sonst nichts!

Die angerückte Hundertschaft. Wir sind die Macht! Zerstreukörper. Sie treiben die Menge auseinander. Die Hundertschaft drängt die Hilferufmasse weg, drängt sie ab. Drängt alle Augen vom Geschehen weg. Drängt ihre Schutzgruppe in ihren Schuss- und Angriffschutzwesten in Abseitsstellung. Das Opfer bleibt zurück. Bleibt in der Masse der Schlagbolzengesichter gefangen. Wird bleiben. Ungesehen.

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