Sie greifen an. Sie sind unterwegs -
mit den Knüppeln wie ein dritter Schlagarm. Noch angelegt, noch
beinah nicht sichtbar, noch irgendwie versteckt unter ihrer eigenen
Schutzmaske aus Kugel- und Angriffssicherheit. Schlagbolzengesichter.
Diese Menschen und ihre Bolzhaut, ihren Schlag-zu-Gefühlen. Diese
Menschen. Polizisten!
Ich habe sie greifen und zuschlagen
sehen. Habe gehört, wie andere schrien und konnte selbst nicht
schreien. Nur hinsehen. Und die Bolzhände, die nicht länger den
Hosenbund halten konnten, die nicht wollten, die einfach nicht still
und kontrolliert bleiben wollten. Diese Schlagarme, wie sie
ausgefahren wurden und niederfielen. Gewaltsam. Ohne Vorwarnung.
Schlagarms Eigenleben.
Und wie die Gruppe funktioniert. Wie
alle sich dem größten Schlagarm unterordnen, seine Ordnung an- und
übernehmen. Eine Bolzenmentalitätsordnung. Eine
Machtausspielungsperpektive. Und die, die am lautesten schreien,
müssen am weitesten zurück gedrängt werden. Denn nicht alle Hände
dürfen ihre Schlagbolzenlust auskosten. Zuviele Zuschauer. Wenn
einer nur etwas sagt. Wenn einer nur über die Stränge reißt, ist
das auch im Nachhinein schön zu reden. Polizeisprecher sind auch
Euphemisten! Einsatzverteidiger. Menschenankläger. Schuldvertuscher.
Nicht immer, nein! Aber eben auch das.
Und da. Der Pfahl. Wie sie ihrem Opfer
den Pfahl zwischen die Beine treiben. Wie sie sein Bein um das
Eisengestänge biegen, es beinah auch brechen. Wie sie ihre Gewalt
ausleben, wie sie treiben und schreien und ihre Fäuste – auch ohne
Schlagknüppel, aber wie Schlagknüppel – verwenden. Wie sie ihre
Schmerzhände in die Körperseite ihres Opfers treiben. Ein Mensch,
der am Boden liegt. Ein Mensch, und drei Schlagbolzengesichter.
Schreien nützt nichts. Schreien und dort fliegt ein Fahrrad, weil
die Rufe nicht wirken. Weil die Menschen, die sich ansammeln, keine
Wehr haben gegen die Macht, die dort gewaltsam vor sich geht.
Die Gruppe funktioniert. Die, die
vielleicht sieht, was wirklich geschieht, hält sich abseits, spricht
in ihr Funkgerät. Spricht und bittet Verstärkung an, droht
Verstärkung an, fordert Verstärkung an?! Einsatzbereitschaft. Hier
und vor Ort. Gestern, Heute, Morgen. Sie marschieren auf.
Hundertschaften, vermummt in ihren Hochsicherheitsanzügen. Sie
rücken an, als rückten sie gegen eine schussbereite Armee vor. EIN
MENSCH. Liegt am Boden. Andere schreien noch immer. Aber die
Hundertschaft wird wissen, was zu tun ist. Alle für einen. Alle
Schlagbolzen für den einen, der die Gewalthände nicht am gehorsamen
Hosenbund halten konnte.
Die Gruppe funktioniert. Auch die, die
schreit. Die um Hilfe ruft, wobei es die Helfer sind, die prügeln.
Die Gruppe, die schreit, sie sollen nicht verletzen, nicht „weh
tun!“. TUT IHM NICHT WEH ! Ein so einfacher Satz. Ein so kleiner
Satz. Eine so große Bitte in Anbetracht der Gewaltmaschine, die da
losgerollt ist. Und sie tuen ihm weh! Bereiten ihm Schmerzen. Mit den
Knüppelfäusten in die menschliche Körperseite, mit dem Eisenpfahl
zwischen den Beinen, mit den überdehnten, auf den Rücken
getriebenen Armen. Sie tun einfach nur weh. Sonst nichts!
Die angerückte Hundertschaft. Wir sind
die Macht! Zerstreukörper. Sie treiben die Menge auseinander. Die
Hundertschaft drängt die Hilferufmasse weg, drängt sie ab. Drängt
alle Augen vom Geschehen weg. Drängt ihre Schutzgruppe in ihren
Schuss- und Angriffschutzwesten in Abseitsstellung. Das Opfer bleibt
zurück. Bleibt in der Masse der Schlagbolzengesichter gefangen. Wird
bleiben. Ungesehen.
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