Dienstag, 16. April 2013

Ich schreibe mich an die Wand. Bin angewortet wie andere angewidert sind, angekettet, festgenagelt, angeprangert. Ich bin angewortet, festgewortet, abgewortet. Abgewrackt. Ohne Prämie.

„An mich lasse ich dich nicht heran!“, denke ich und warte, wie du es anstellen wirst, an mich heran zu langen. Ich sehe dir zu. Ich spiele. Spiele ich? Mit dir? Vor dir? Mit mir selbst vor deinen Augen? „An mich lasse ich dich nicht.!“ Greif doch! Greif hin, greif ran, greif hinein! An was greifst du denn, greifst du nach mir? In Felle und Häute anderer Leben. In Schall und Rauch, greifst nahtlos aus der Luft in die Luft. Wirst Greifarm und Ergriffensein.

Nein. Ich spiel nicht.

Ich setze mich dir aus. Ich setze dich mir aus. Das tut mir manchmal auch leid. Meist im Nachhinein. Denn im Voraus nehme ich mir das nicht vor. Ich komme mit anderen Absichten. Ich komme, weil ich sein möchte, ein klein wenig bleiben. An diesem Ort vor deinen Augen. An diesem Ort vor deiner Stimme. An diesem Ort nur einen Millimeter von deinem Mir-Zugetan-Sein entfernt. Ich komme an diesen Ort und bleibe. Eine Weile sitzen, eine Weile ohne Worte, eine zu lange Weile, um nicht mit dir zu Spielen. Ein Abwehrspiel. Strategiespiel. Ein Geduldsspiel. Und ja. Es tut mir im Nachhinein leid. Aber im Nachhinein ist eine andere Zeit. Und ich kann es nicht mehr ändern. Nicht mein dir Aussetzen, nicht dein mir Ausgesetztsein.

Das tut mir leid.

Ich worte mich an die Wand. Aber nicht vor deinen Augen. Denn an diesem Ort vor deinen Augen, ist dieses Zugetansein. Das möchte ich nicht verworten. Nicht verletzen. Und dann sagst du, vielleicht nur eine Silbe und schon hast du mich. Hast mich verwortet. Mich geschachtelt, veraktet und einsortiert. Und ich speie Stille.

Geschwollene Stilledrüsen drücken mir den Hals zu.

Und du sitzt. Sitzt in deiner Gelassenheit. Sitzt und blickst und schaust und ich warte. Warte auf Worte. Wortwarten. Wartworte. Und dann kommen sie, aber nicht wie Speichelworte. Kommen irgendwie, als wären sie mehr als nur bedacht. Wären über das Denken selbst längst hinaus. Du in deinen Worten. Und ich worte dich an die Wand. Worte dich mit Händen, Füßen, dich in deinem Gelassensessel. Worte dich durch den Raum, der mir auch irgendwie Zeit ist. Die Zeit, dich durch den Raum zu worten, bietet. Ich verworte dich!

Hilflos. Und im Nachhinein tut es mir auch leid.

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