Donnerstag, 16. April 2009

Es ist eine spröde Zeit der Sprache. Die Wissenschaft raubt den Glanz und lässt ihn uns gleichzeitig erst begreifen. Diesen Glanz, der überall hindurch glimmt, der hier und dort unfassbar dennoch immer vorhanden bleibt. Ich stecke wie in einem Mantel aus Unkenntnis, und an diesem Mantel die Knöpfe zu lösen allein, ist, als risse ich mir in die Haut, ins eigen Fleisch und Blut.

Während die Stadt ihre Trümmer beseitigt, während der aus Afghanistan nicht mehr hier sondern anderswo ist, während seit Monaten keiner mehr kam und mir einen Gedichtband schenkte, habe ich zu studieren begonnen. Beklemmt sitze ich zwischen meinen Lebensstühlen. Dem einen, der mich zur Arbeit gehen und das Alltägliche bewerkstelligen heißt, auf dem anderen, der meint, ich sitze allerorts nur auf der Arbeit, im Alltäglichen nicht am rechten Platz. Und wie ich mir die Stühle aneinander rücke, nicht mehr zwischen ihnen zu sitzen, rücke ich ab.

Vor mir tut sich exhibitionistisch die Welt mit ihren Toren und Türen auf.

Was nutzt es, den Regen zu verstehen, wenn die Verwüstung längst begonnen hat? Was nutzt mir die literarische Landschaft, wenn ich mich in ihr wie auf einem Minenfeld bewege?

Ich schleiche durch die Treppenhäuser der Sprache, höre den Nachklang mir ferner und fremder Schritte. Luge nur mit einem winzigen Blick hinaus und nebenher und sehe nichts als die sich entblößende Welt.

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