Donnerstag, 10. April 2008

Vorhin, als ich von der Arbeit auf dem Weg zur Wohnung war, kam mir ein Gedanke. Ich hielt im Aufstieg aus der U-Bahn ans Tageslicht und kramte in der Tasche. Ich fand nur den Umschlag meiner Lohnabrechnung. Was also heißt, ich habe dieser Tage Geld bekommen. Sogar mehr als die Monate zuvor. Den Umschlag der Lohnabrechnung legte ich auf das Treppengestänge und schrieb:

Ich glaube die Hälfte unserer Möglichkeiten sind Fluchtmöglichkeiten. Gehe ich nach links oder nach rechts, wo ist ein Hindernis oder was ist der schnellste Weg um ans Ziel zu gelangen?

Dann kramte ich alles zurück in meine überpackte Tasche und stieg die Anhöhe hinauf, weil sie erträglicher ist als die Stufen. Beim weiteren Gehen fiel mir abermals der Begriff: FLUCHT in Gedanken. Wie oft ich davon Gebrauch mache. Man kann es hier nachzählen. Ich muss das nicht, denn ich werde mir mehr und mehr dieser Tatsache bewusst. Lange schon überdenke ich, ob vielleicht FLUCHT mein Thema ist, und ob nicht jeder Mensch sein Leben lang an einem Thema entlang gleitet.

FLUCHTUCH

Und ist das ganze Leben nicht an sich eine Flucht vor dem Sterben, und es kommt nur darauf an, wie lange man sich bei Kräften hält?

Der Fortbestand der Dinge. Kein Leben, kein Sterben. Kein Fliehen.

Immer mehr Menschen neigen im Angesicht des Sterbens dazu, ihre Gedanken, ihr Erleben nieder zu schreiben, weil es die letzten sein könnten. Oder weil sie es sogar sind. Einen Begriff hat diese Art der Flucht schon geprägt: last lectures. Und mit diesem Letzten Vortrag versucht der Mensch die letzt mögliche Flucht. Nämlich: Sich über seinen Tod hinaus am Leben zu halten. Vielleicht – im Angesicht des Sterbens – erlangt er Einsichten. Das Erkennen der Unnützlichkeit des Fliehens. Denn es gibt kein Entkommen. Nirgends.

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